Über die Contractor und den Tetanus der quergestreiften Muskeln

Zusammenfassung

• 1. Die durch Reizung hervorgerufene Contractur unterscheidet sich in ihrer äußeren Erscheinung im wesentlichen nicht von dem Tetanus und der Einzelzuckung. Sowohl die eine, als auch die andere Kontraktion verändert sich in Abhängigkeit von der Stärke und der Frequenz der Reize; beide vermögen eine Arbeit zu erzeugen; sie schwächen sich ab und verschwinden bei langdauernden Tätigkeit der erregbaren Substanz und werden durch das cerebro-spinale System hervorgerufen.

• 2. Die Contractur ebenso wie die rasch verlaufende Kontraktion hängt von der Tätigkeit der contractilen Myofibrillen ab; beide Kontraktionen werden durch die Einwirkung derjenigen Produkte hervorgerufen, die im Sarkoplasma während des Erregungsprozesses entstehen.

• 3. Die Contractur tritt an einem normalen Muskel in solchen Fällen ein, wenn die Verwandlung der wirksamen Erregungsprodukte in unwirksame Formen aus irgend einem Grunde verlangsamt wird, oder wenn sich die wirksamen Produkte dadurch anhäufen, daß sie von neuem entstehen, ehe die Umwandlung der früher erzeugten Produkte erfolgte.

• 4. Die Contractur spielt keine Rolle beim Ursprung des Tetanus, d. h. diejenige charakteristische Besonderheit des Tetanus, welche darin besteht, daß der Tetanus höher ist als die Einzelzuckung, hängt nicht von der Contractur ab.

• 5. Der Tetanus ist stärker als die Einzelzuckung, weil die unwirksamen Produkte nur eines einzelnen Erregungsprozesses nicht im Stande sind, in den contractilen Fibrillen die maximale Tätigkeit hervorzurufen.

• 6. Die Tätigkeit der contractilen Substanz verläuft nicht nach dem Gesetz „Alles oder Nichts“. Deswegen kann man diese nicht als eine lebendige Substanz ansehen. Die contractile Substanz ist ein toter Apparat, der eine spezielle, rein mechanische Funktion erfüllt.