Zusammenfassung
Es wird die Frage aufgeworfen, ob zwischen den 2 Mechanismen der Helligkeitsanpassung des Auges — Regulierung der Pupillenweite und Umstimmung der Empfindlichkeit der Retina — Beziehungen bestehen, welche die beiden synergistischen Regulationen als assoziierte Teilakte einer einheitlichen Funktion erkennen lassen. Aus dieser Frage wird ein Plan zu Untersuchungen entworfen, deren Ziel die Feststellung einer eventuellen Abhängigkeit der Erregbarkeitslage der Retina von Einflüssen des vegetativen Nervensystemes ist.
Gemäß diesem Versuchsplan wird die Reaktionsweise der retinalen Empfindlichkeit auf parasympathische Reizstoffe kontrolliert. Zur Feststellung der Empfindlichkeit dient das Nagelsche Adaptometer. Zur Ausschaltung der durch die Veränderung der Pupillenweite bedingten Verschiebung der Helligkeitsempfindlichkeit des Auges werden auf photographischem Wege die Pupillenflächen bestimmt (Blitzlichtaufnahmen). Der Vergleich der Empfindlichkeit beider Augen — ohne und mit Wirkung von parasympathischen Reizstoffen — erfolgt unter Reduktion des für das Auge als Ganzes bestimmten Empfindlichkeitswertes auf 1 qmm Pupillenfläche (spezifische Empfindlichkeit der Retina).
Als Resultat dieser Untersuchungen ergibt sich eine ausgesprochene Dämpfung der retinalen Empfindlichkeit als Wirkung von in den Bindehautsack instillierten parasympathischen Reizstoffen. Dieser Befund spricht dafür, daß die retinalen Vorgänge, welche sich als Regulation der Aufnahmebereitschaft der Retina auswirken, tatsächlich unter Einfluß des vegetativen Nervensystems stehen.
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Hess, W.R., Lehmann, F.E. Der Einfluß vegetativer Reizstoffe auf den Adaptierungszustand der Retina. Pflügers Arch. 211, 603–611 (1926). https://doi.org/10.1007/BF01722204
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