Zusammenfassung
Neuere Arbeiten zum Titelthema geben den Anlass, mich erneut mit diesem zu befassen. Ich verfolge dabei den doppelten Zweck, frühere theoretisch begründete Argumentation gegen die Existenz eines sogenannten „peripheren Herzens“ durch Bepbachtungsresultate zu belegen, gleichzeitig unser Verständnis für die Mechanik eines Strömungsantriebes durch Muskelschläuche im allgemeinen zu vertiefen.
Die nach verschiedenen Merkmalen differenzierende Analyse eines von der Natur dargebotenen Spezialfalles von aktivem Strömungsantrieb durch die Blutgefässe ist das Mittel, durch welches wir dieses Ziel zu erreichen suchen. Ein geeignetes Untersuchungsobjekt finden wir in den pulsierenden Venen des Fledermausflügels.
Durch mikro-kinemathographische Aufnahme des Pulsationsvorganges und Ausmessen der Bilder wird das Diagramm des aktiven Pulses konstruiert. Die Interpretation der Kurven und die ergänzenden Beobachtungen des pulsierenden Systemes unter der Lupe lassen diejenigen Merkmale erkennen, deren Auftreten wir als unerlässlich für eine Stromförderung durch die Gefässmuskulatur bezeichnet haben, nämlich: Weit ausholende Pulsamplituden und Eingreifen eines speziellen Mechanismus, welcher die vom Muskel geleistete Arbeit in eine bestimmte Bewegungsform zwingt, d. i. in eine einseitig gerichtete Strömung.
Eine analoge Untersuchung der aktiven Querschnittsschwankungen der Kaninchenohrarterie ergibt eine ausgesprochene Gegensätzlichkeit dieses Prozesses zu den eruierten Merkmalen eines aktiven Strömungsantriebes. Die Aufführung dieser Beobachtung als Argument für die Existenz eines „peripheren Herzens“ ist deshalb abzulehnen.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Hess, W.R. Untersuchungen über den Antrieb des Blutstromes durch aktive Gefässpulsationen. Pflügers Arch. 173, 243–264 (1919). https://doi.org/10.1007/BF01722114
Received:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF01722114