Die Störung des Wasserhaushaltes Während der Morphiumentziehung und Deren Therapeutische Beeinflussung durch Euphyllin

Zusammenfassung

• 1. Bei chronischen Morphinisten kommt es wÄhrend der Morphiumentziehung zu einer Wasserretention, die sich durch die deutlich verminderte Harnausscheidung beim Wasserversuch, durch das Sinken des Reststickstoffes im Blut gegenüber den Werten wÄhrend der Morphiumgewöhnung und durch das allmÄhliche Ansteigen der Eiwei\refraktionswerte im Serum im Laufe der Rekonvaleszenz nachweisen lie\. Es scheint in den ersten Tagen der Morphiumgewöhnung unter Einwirkung dieses Medikaments zu einer Umstellung und Neuregelung des Wasserhaushaltes im Organismus zu kommen, der Entzug dieses gewohnten regulierenden Pharmakons ruft die Störung der Wasserbilanz hervor.

  Dieser Befund wird durch im letzten Jahr veröffentlichte Untersuchungen amerikanischer Autoren über das Verhalten von Morphinratten und -hunden gestützt, die u. a. wÄhrend der Abstinenz dieser Tiere eine Wasserspeicherung konstatierten.

• 2. Das Krankheitsbild einer schweren Abstinenz gleicht weitgehend der vonRowntree an Menschen und Hunden beobachteten „Wasservergiftung“, die ebenfalls durch experimentell erzeugte Wasserretention zustande kam.

• 2. Es war daher anzunehmen, da\ die Störung des Wasserhaushaltes für die Beschwerden der Abstinenz zumindest mitverantwortlich zu machen sei. Zur Regulierung dieser Störung wurde der Versuch unternommen, mit Euphyllin, einem Diureticum und Cardiacum mit deutlich zentralen und peripheren Angriffspunkten, die Abstinenzbeschwerden zu beeinflussen: Bei den 12 mit Euphyllin behandelten Morphinisten traten bei plötzlichem Morphiumentzug nur sehr geringe Abstinenzbeschwerden auf. Diese günstige Wirkung des Euphyllins auf die Entziehungsbeschwerden stützt den Vergleich des Krankheitsbildes der Abstinenz mit der „Wasservergiftung“.