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Ueber eine eigenthümliche, auf Einlagerung pilzähnlicher Gebilde beruhende Hornhautveränderung

nebst experimentellen Untersuchungen zur Entzündungs - und Mycosenlehre

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Albrecht von Graefes Archiv für Ophthalmologie Aims and scope Submit manuscript

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  • Nach der von Cohnheim (Virchow's Archiv, Bd. 41) publicirten, sehr zweckdienlichen Vorschrift bereitet.

  • Ich kann mich nach obigen und vielen andern analogen Versuchen, über die ich zum Theil schon bei früherer Gelegenheit (Ueber das Verhältniss von Perlsucht und Tuberculose, Berliner klin. Wochenschrift 1880, No. 49) berichtet habe, der Ansicht Leber's (Internat. med. Congress, London 1881) vollständig anschliessen, „dass die blosse Gegenwart eines reinen, d. h. nicht mit entwickelungsfähigen Keimen von Microben behafteten und chemisch indifferenten Fremdkörpers im Innern des Auges keinerlei Entzündung hervorruft.” Eine alte Erfahrung sagt aus, dass organische Fremdkörper ceteris paribus einen weit grösseren Reiz auf die Gewebe ausüben, als anorganische; man schrieb diese Erscheinung der leichteren Zersetzbarkeit der organischen Materie, insbesondere den fauligen Umsetzungen derselben zu. Seitdem man wusste, dass die letzteren abhängig sind von der Gegenwart niederer pflanzlicher Organismen, war man geneigt, die durch organische Fremdkörper bedingten Entzündungen wesentlich auf die Anwesenheit von Microorganismen in solchen Körpern zurückzuführen. Dies trifft auch sicher zu für die progressiven Entzündungsformen. die sich im Anschluss an den Import organischer Fremdkörper in die Gewebe entwickeln; es lässt sich jedoch zeigen, dass ein gewisser Grad von Entzündung auch durch solche organische Fremdkörper bewirkt wird. welche völlig frei von Fäulnissorganismen sind und auch keinerlei „scharfe” chemische Stoffe enthalten. Während in den Gewebssäften unlösliche anorganische Fremdkörper thatsächlich ohne jede, auch mikroskopische Spur von Entzündung zu erregen, in der vorderen Augenkammer, im Glaskörper, in der Cornea verharren können (der zum Zwecke obiger Versuche in die genannten Theile eingeführte Zinnober z. B. lockte weder farblose Blutkörperchen aus der Blutbahn, noch bewirkte er selbst nach Monate langem Liegenbleiben irgend welche Proliferation der Gewebszellen; in die vordere Augenkammer gebracht, drang er von der vorderen Irisfläche aus, der er sich in zierlichen Figuren anlegte, allmählig als „freier” Farbstoff theilweise in das Parenchym der Iris ein), riefen in meinen Versuchen feste organische Körper, z. B. thierische Gewebsstücke, selbst wenn sie dem Inneren des soeben getödteten gesunden Thierkörpers entnommen und unter aseptischen Cautelen ins Augeninnere transportirt wurden und von jeder Spur von Bacterienentwicklung auch während ihres Aufenthalts daselbst frei blieben, zwar niemals makroskopische Eiterung, aber stets mikroskopisch erkennbare Entzündungsvorgänge (Eindringen von Wanderzellen in die Poren des Fremdkörpers und später, falls nicht schnelle totale Resorption eintrat, Bildung einer bindegewebigen Kapsel um das Corpus alienum) hervor. Es decken sich übrigens diese experimentellen Erfahrungen mit der pathologisch-anatomischen Beobachtung, dass auch um die gutartigen, durch blande, nicht mit infectiösen Stoffen beladene Emboli bedingten, als „Infarkte” bezeichneten Gewebsnecrosen, geringe Grade von Zellemigration und narbenbildender Entzündung niemals ausbleiben. Die genannten Thatsachen widerlegen aber nicht die erwähnte These Leber's, sondern bekräftigen dieselbe vielmehr nur, indem todte organisirte Substanzen im Allgemeinen nicht als „chemisch indifferent” bezeichnet werden können, weil sie, in den lebenden Thierkörper eingeführt, auch bei Abwesenheit von Microorganismen gewisse chemische Umsetzungen (welche die theilweise oder vollständige Resorption derselben vermitteln) eingehen. — Erwähnen will ich noch, dass die oben angeführten, durch Injection von Anilinblau-Lösungen bewirkten eitrigen Entzündungen des Auges immer nach einiger Zeit rückgängig wurden, sich also dadurch wesentlich von den durch nicht sterilisirte septische Flüssigkeiten hervorgebrachten purulenten Ophthalmien unterschieden, welche zu tödtlicher allgemeiner Sepsis oder wenigstens zu totaler eitriger Phthisis bulbi führten. Auch hierin stimmen, wie ersichtlich, meine Resultate mit den entsprechenden Beobachtungen Leber's überein, wonach locale und rückbildungsfähige Bulbuseiterungen durch sehr verschiedene, chemisch differente Stoffe und Körper, progediente eitrige Ophthalmien aber nur durch organismenhaltige Substanzen zu erzeugen sind, Beobachtungen, welche in erfreulicher Weise den neuesten Standpunkt in der Lehre von der Beziehung der Microorganismen zur eitrigen Entzündung (vergl. Cohnheim, allgem. Pathologie, II. Aufl.) stützen.

  • Ich erlaube mir hier auf die Uebereinstimmung zwischen obigem Resultate und dem Ergebniss von Experimenten hinzuweisen, welche Cohnheim gelegentlich seiner berühmten Arbeiten über Entzündung anstellte. Cohnheim injicirte ebenfalls Anilinblau-Lösung in die Vorderkammer, um zu entscheiden, ob danach farbstoffhaltige Zellen in der Hornhaut auftreten; der Erfolg war immer negativ; auch die Versuche von Brugsch (Archiv f. Ophthalm. XXIII: Ueber die Resorption körnigen Farbstoffs aus der vorderen Augenkammer) förderten das nämliche negative Resultat zu Tage.

  • Die grundlegenden Versuche Leber's über Keratomycosis aspergillina kann ich nach eigenen zahlreichen einschlägigen Experimenten vollkommen bestätigen, mit der Einschränkung, dass ich meine positiven Resultate nicht mit dem eigentlichen Aspergillus glaucus (Eurotium Aspergillus glaucus de Bary), sondern mit dem Aspergillus fumigatus (Lichtheim) erhalten habe. Der erstgenannte Pilz ist auch nach meinen in Gemeinschaft mit Dr. R. Müller (Bad Nauheim) angestellten, die Ausführungen Lichtheim's bestätigenden Untersuchungen (vergl. Berl. klin. Wochenschr. 1882, No. 32: Sitzungsberichte des Vereins für wissenschaftl. Heilkunde zu Königsberg) weder in der Hornhaut noch in einem anderen Gewebe des lebenden Thierkörpers wachsthumsfähig, verhält sich also in dieser Hinsicht genau so wie Penicillium glaucum und Mucor mucedo.

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Baumgarten, P. Ueber eine eigenthümliche, auf Einlagerung pilzähnlicher Gebilde beruhende Hornhautveränderung. Graefe's Arhiv für Ophthalmologie 29, 117–134 (1883). https://doi.org/10.1007/BF01692867

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF01692867

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