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Aufzeichnungen über Brutbiologie und Verhalten der Waldohreule(Asio otus)

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Zusammenfassung

  1. 1.

    Im Berliner Grunewald brüteten in den Jahren 1952 bis 1956 jährlich bis zu 6 Paare der Waldohreule. An 18 Brutcyclen wurden, teilweise schon von Januar ab, besonders aber im Mai und Juni, Beobachtungen gemacht, und zwar sowohl bei Tage wie die Nacht hindurch.

  2. 2.

    Rufe. — Der rhythmisch wiederholte Rufhu wurde nur vom ♂ gehört. Er wird als Revierruf gedeutet. Stimmliches Kennzeichen des ♀ ist ein leises rhythmisches Summen, als Nestruf bezeichnet. Das katzenartige Fauchen dient beiden Partnern als Verständigungsmittel beim Übergeben der Beute und zur Beschwichtigung erschrockener Junger („Entwarnung“). Das Bellen scheint lebhaften Ärger auszudrücken. Als Warnlaute wirken die Rufepssi undchwäit.

  3. 3.

    Alle von Waldohreulen besetzten Nester waren von Nebelkrähen gebaut worden. Ihr gegenseitiger Abstand betrug mindestens 600 m.

  4. 4.

    Fast alljährlich wurden die gleichen Reviere besetzt, was als „Ortstreue“ gedeutet wird, aber stets bezog das Paar einen anderen (meist höchstens 100 m vom vorjährigen entfernten) Krähenhorst.

  5. 5.

    In den zur Brutzeit gesammelten Gewöllen überwogen bei weitem die Feldmaus(Microtus arvalis) und die Langschwanzmäuse(Apodemus). Das Verhältnis Kleinsäuger : Vögel schwankte erheblich von Jahr zu Jahr (Tab. 1). Die Gewölle des Brutpaares wurden in der Regel kleiner, sobald es Junge zu füttern hatte. Sie enthielten im Höchstfalle Reste von 4 Mäusen.

  6. 6.

    In einem Jahr der Massenvermehrung vonMicrotus arvalis undApodemus (1955) stieg die Zahl der Brutpaare auf 6; im vorangehenden mäusearmen Jahr brütete nur 1 Paar, und dieses zog nur 1 Junges auf.

  7. 7.

    Die Zeit der Revierbesetzung ist abhängig von der Witterung. 1953 waren in 2 Revieren beide Gatten schon in der 2. Dekade des Februar anwesend.

  8. 8.

    Die Balzhandlungen können schon im Februar einsetzen; sie sind am lebhaftesten zur Zeit der Eiablage. Beide Geschlechter klatschen als Zeichen der Erregung im Fluge mit den Flügeln, das ♀ seltener als das ♂.

  9. 9.

    Bevor sich das ♀ für ein bestimmtes Krähennest entschieden hat, was es durch anhaltendes Summen kundtut, schläft es in der Nähe des ♂ auf einem „Tagesbaum“. Von da ab ruht es nur noch auf dem Nest und verläßt dieses nur in der Abenddämmerung für kurze Zeit. Das ♂ bewacht das Nest von einem benachbarten Baum aus, bis die Jungen nahezu flügge sind.

    ♂ bringt nach Einbruch der Dämmerung dem ♀ regelmäßig Beute aufs Nest. Sie jagt (mindestens bis die Jungen 14 Tage alt sind) nicht selbst.

  10. 10.

    Die Jungen schlüpften in den meisten Nestern Ende April oder Anfang Mai.

  11. 11.

    Sobald sich das erste (oder das einzige) Junge anschickt, im Alter von etwa 3 Wochen das Nest zu verlassen, gibt die Mutter ihren Platz im Nest auf und wacht fernerhin von einem nahen Ast aus.

  12. 12.

    ♂ wird bei klarem Himmel ungefähr 30 Min. nach Sonnenuntergang rege und fliegt auf die Jagd; ♀ verläßt zu seinem kurzem Abendausflug den Horst erst etwas später. Vor und nach Mitternacht werden die Jungen insgesamt etwa 3 Stunden lang nicht gefüttert. Die morgendliche Aktivität endet etwa 30 bis 15 Min. vor Sonnenaufgang, beim ♀ früher als beim ♂.

  13. 13.

    Die Jungen laufen schon etwa 20tägig nacheinander aus dem Horst. Sie können noch nicht fliegen und geraten meist auf den Waldboden, von wo aus sie sich dann mit Fängen und Schnabel in den Wipfel niedriger Bäumchen oder Büsche hinaufarbeiten. In solchem Falle begibt sich die Mutter zu ihrer Bewachung in die Nähe. Frühestens 5–6 Tage nach dem Verlassen des Nestes vermögen die Ästlinge etwas aufwärts zu fliegen. Sie haben das Bedürfnis, sich auf dem Ast eng aneinander zu schmiegen. Im Alter von 10 Wochen verlassen die Jungen mit ihren Eltern das Revier. Sie werden dann noch von diesen gefüttert.

  14. 14.

    In 14 erfolgreichen Brutcyclen flogen insgesamt 32 Junge aus.

  15. 15.

    Selbst im Mäusejahr 1955 erfolgte bei keinem Paar eine zweite Brut.

  16. 16.

    Junge Waldohreulen werden zuweilen die Beute von Bussarden und Milanen.

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Wendland, V. Aufzeichnungen über Brutbiologie und Verhalten der Waldohreule(Asio otus) . J Ornithol 98, 241–261 (1957). https://doi.org/10.1007/BF01673268

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