Neue Gesichtspunkte zur Entstehung der pialen Lipome

Zusammenfassung

Fünf neue Beobachtungen pialer Lipome mit Sitz am rechten Corpus mamillare, über der linken Zentralregion, vor dem Balkenknie, auf der Vierhügelplatte und in der Cauda equina werden beschrieben.

Es wird versucht, die häufig registrierten lokal bedingten oder allgemeinen zentralnervösen Störungen mit dem pathologisch-anatomischen Substrat in Beziehung zu setzen. Operative Eingriffe an Balkenlipomen sind kontraindiziert.

Der feingewebliche Bau der Lipome wird besprochen und auf die meist reiche Capillarisierung hingewiesen. Hervorgehoben wird, daß drei der beobachteten fünf Lipome mit Dysgenesien vergesellschaftet sind. In Verbindung mit den Fettgeschwülsten in der Gegend der dorsalen Schließungsrinne des Medullarrohres, vor allem den Balkenlipomen, findet man häufig dysraphische Äquivalente. Der Fehlbildungscharakter der Vierhügelplattenlipome, die basal in ein „gliös-mesenchymales Mischgewebe“ übergehen, wird herausgestellt.

Neue Aspekte für die Entstehungsweise der Fettgeschwülste ergeben sich aus der Beobachtung, daß Entwicklungsstörungen des Nerven-oder Hüllgewebes zu einer örtlichen Persistenz des reich ausgebildeten pialen Capillarsystems der frühen Differenzierungszeit führen können. Denn da das wesentliche bei der Fettgewebsentwicklung die Bildung des Capillarnetzes ist, dürfte sich dessen Mesenchym zu Fettgewebe weiterentwickeln. Das Lipom muß demnach als Folgeerscheinung einer Dysgenesie des umgebenden Gewebes aufgefaßt werden und stellt somit ein Hamartom dar.

Die Prädilektion bestimmter Orte für die Lipomentstemmg beruht wahrscheinlich auf komplizierteren und damit störungsreicheren Entwicklungsvorgängen in jenen Gebieten. Die Abhängigkeit der Fettgewebsentwicklung vom Gefäßsystem dürfte dafür sprechen, daß die Lipome bzw. ihr mesenchymales Muttergewebe von jenen mesodermalen Zellen abstammen, die mit den sich entwickelnden Blutgefäßen in die größtenteils ektodermale Pia hineingebracht werden.