Über die Beziehungen der Lipoidauslösung aus Krebszellen zum Reticuloendothel

Zusammenfassung

• 1. Kaninchensera verhalten sich, zu menschlichen Krebszellen zugesetzt, durchwegs so, wie die meisten menschlichen Sera nicht krebskranker Individuen: sie lösen aus diesen Zellen Lipoid heraus, wobei die Menge des herausgelösten Lipoids mit der Menge des verwendeten Serums steigt.

• 2. Nach Speicherung des Reticuloendothels mit Tusche, Trypandblau und Carmin kam es in 50–75% der Fälle zu einer Änderung dieses Verhaltens, indem die jetzt gewonnenen Sera gegenüber Krebszellen so reagierten, wie es bei menschlichen Carcinomseris in der Regel der Fall ist: bei steigendem Serumzusatz nimmt von einem gewissen Punkte an die Lipoidauslösung ab. Der gleiche Effekt konnte in 4 von 5 Fällen durch Splenektomie erzielt werden. Hingegen war die Verwendung von kolloidalem Kupfer und Eisenzucker ohne Einfluß auf das Lipoidauslösungsvermögen der mit diesen Substanzen gespeicherten Tiere. Auf Grund dieser experimentellen Ergebnisse glauben die Autoren, daß die erwähnte Abweichung der Serumreaktion Krebskranker gegenüber Carcinomzellen als eine Ausfallserscheinung des R.E. gedeutet werden kann.

• 3. Nach dem Einwirken von Milz-, Lymphknoten- und Lungengewebsbrei auf das Serum Krebskranker kommt es zu einer Umwandlung nach der Richtung des normalen Verhaltens. Diese Ergebnisse können so gedeutet werden, daß die genannten Organe einen für das Krebsserum charakteristischen, die Lipoidauslösung bzw. die Cytolyse paralysierenden Faktor unschädlich zu machen vermögen und ihnen evtl. eine physiologische Rolle nach dieser Richtung zukommt. Die vielfach angenommene bedeutsame Rolle des R.E. für Tumorwachstum und Tumorverhütung ist vielleicht auf diese Beeinflussung von Lipoidauslösung und Cytolyse zurückzuführen.