Zusammenfassung
Es werden die Ergebnisse von histologischen Untersuchungen auf Toxoplasma gondii an Organmaterial (Endometrium, Placenta und von Embryo bzw. Fet) von Frauen mit gestörten Schwangerschaften mitgeteilt.
Es wird gezeigt, daß den im Endometrium des Uterus latent bzw. chronisch vorkommenden Toxoplasma-Pseudocysten und Cysten eine besondere Bedeutung zukommt. Diese latente Toxoplasma-Infektion der Mutter ist in weit größerem Ausmaß als bisher vermutet die Ursache von Aborten. Fruchttod und Mißbildungen können bei direktem Übergang der Parasiten auf den Keimling und bei entzündlichen Veränderungen (Endometritis toxoplasmotica) in der Placenta auftreten.
Bei dem direkten Übergang führt der Infektionsweg nach Sprengung der Pseudocyste oder Cyste im Endometrium durch den wuchernden Trophoblasten über den Befall einer Trophoblastenzelle, die sich am Aufbau der Zotten beteiligen kann, in das Zottenmesenchym und von dort nach Entstehen der Gefäßanlagen und Einsetzen des Blutkreislaufes in den embryonalen Organismus.
Neben diesem direkten Übergang der Parasiten spielt nach unseren Beobachtungen die Endometritis toxoplasmotica eine weitaus größere Rolle. Durch Aufplatzen der im Endometrium befindlichen Pseudocyste entstehen je nach Immunitätslage der Graviden mehr oder weniger ausgedehnte Nekrosen im Bereich der Decidua basalis, die meist zahlreiche Parasiten enthalten. Hier sind es vor allem bisher noch wenig bekannte exogene Faktoren, die auf die Keimlings-entwicklung schädigend einwirken. In den meisten der von uns beobachteten Fälle führt auch solch eine Endometritis toxoplasmotica in den ersten 3 Monaten der Schwangerschaft zum Fruchttod bzw. zu schweren Mißbildungen.
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Auszugsweise vorgetragen auf der 8. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Mikrobiologie und Hygiene am 4. 9. 1962 in Bregenz.
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Werner, H., Schmidtke, L. & Thomascheck, G. Toxoplasma-Infektion und Schwangerschaft. Klin Wochenschr 41, 96–101 (1963). https://doi.org/10.1007/BF01583744
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