Zusammenfassung
Das thermodynamische Zustandbild von Kunststoff-Wasser-Systemen wurde an Hand einiger typischer Beispiele durch dielektrische Untersuchungen ergänzt. Unter Zugrundelegung der Onsagerschen Theorie des Dielektrikums wurde der Zuwachs der Dielektrizitätskonstanten für nichtpolare und polare Kunststoffe bei Wasseraufnahme berechnet. Bei den Messungen wurden auf die Kunststoff-Filme aufgedampfte metallische, wasserdurchlässige Belege als Elektroden verwendet. Die Versuchsergebnisse bestätigen die theoretischen Voraussetzungen, insbesondere eine im allgemeinen homogene molekulare Verteilung des Wassers im Kunststoff. Bei polaren Stoffen tritt eine zusätzliche DK-Erhöhung, offenbar durch Befreiung polarer Gruppen infolge der Wasseraufnahme, in Erscheinung. Ferner deuten die insbesondere an nichtpolaren Kunststoffen erzielten Untersuchungsergebnisse auf Assoziation der sorbierten Wassermolekeln hin. Die Ergebnisse dienen als Grundlage einer allgemeinen Theorie des nahezu exponentiellen Isolationsabfalles von Isolierstoffen mit dem Wassergehalt.
Schrifttum
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Eine solche Verteilung des Wassers über das gesamte Volumen des Hochpolymeren muß unterschieden werden von einer lediglich an der Oberfläche adsorbierten Wasserschicht. Über Untersuchungen der DK solcher oberflächengebundener Wasserschichten, wie an Ton oder Glimmer, vergleiche die Arbeiten von Cownie, A. und L. S. Palmer, Proc. Phys. Soc. B,65, 295 (1952); Palmer, L. S., Proc. Phys. Soc. B, 674 (1952); Palmer, L. S., A. Cunliffe und J. M. Hough, Nature170, 796 (1952). Danach ist die Orientierungsmöglichkeit der Wassermolekeln in derartigen Oberflächenschichten mitunter stärker herabgesetzt und damit die DK des „gebundenen Wassers“ beträchtlich erniedrigt.
Vergleiche hierzu auch die Arbeiten von Haggis, G. H., J. B. Hasted und T. J. Buchanan, J. Chem. Phys.20, 1452 (1952).
Zur Theorie der Rotationsbehinderung von polaren Gruppen vgl. den umfassenden Artikel über Dielektrika von Müller, F. H. und Chr. Schmelzer, Erg. exakt. Nat.25, 359–475 (1951). Dort auch weitere Literaturangaben.
Veith, H., Frequenz3, Nr. 6, S. 165 und Nr. 7, S. 216 (1949).
Daß diese zusätzliche DK-Erhöhung ebenfalls durch Rotationsbefreiung eines etwa vorhandenen schwachen Dipolmomentes [Baker, E. B., R. P. Auty und G. J. Ritenour, J. chem. Phys.21, 159 (1953)] zustandekommt, ist insofern unwahrscheinlich, als eigene, inzwischen durchgeführte Messungen des Temperaturkoeffizienten im mit Feuchtigkeit gesättigtem Zustand (bei konstantem Wassergehalt) ergeben haben, daß dieser stärker negativ wird als im trockenen Zustand, Im Falle einer Befreiung eines schwachen Dipolmomentes dieses Hochpolymeren durch das Sorptionswasser müßte der Temperaturkoeffizient der DK im feuchten Zustand schwächer negativ bzw. positiv werden.
Die gute Übereinstimmung der theoretischen Kurve mit den Beobachtungen bei kleineren Feuchtigkeitsgehalten, welche durchweg für alle bisher untersuchten Hochpolymeren sich ergeben hat, ist zugleich eine Bestätigung des Dampfwertes des Dipolmomentes von Wasser [Groves und Sugden, J. Chem. Soc.1935, 971], welches dem obigen theoretischen Ergebnis zugrunde liegt [vgl. auch Müller, F. H., Phys. Z.35, 1009 (1934)].
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Vorgetragen auf der Arbeitssitzung des Fachausschusses „Physik der Hochpolymeren“ im Verband der Deutschen Physikalischen Gesellschaften zur Physikertagung München am 7. September 1956.
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Veith, H. Dielektrische Eigenschaften des Sorptionswassers in hochpolymeren Isolierstoffen. Kolloid-Zeitschrift 152, 36–41 (1957). https://doi.org/10.1007/BF01533998
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