Der Stoffwechsel des hypoxischen und anoxischen Herzmuskels

Schlußbetrachtungen

Mit den bis jetzt vorliegenden Ergebnissen sind wir in der Lage, über die primären Änderungen im Stoff- und Energiestoffwechsel der Herzmuskelzelle nach Anoxie unter den genannten Bedingungen einen „Zeitplan“ aufzustellen:

• 1. Nach Sauerstoffentzug werden in der Herzmuskelzelle zuerst die Glieder des Atmungskettensystems hydriert.

• 2. Darauf folgen Änderungen im Metabolitgehalt der niedrigmolekularen Substrate und der phosphorylierten Zucker. Besonders auffällig ist der sofortige Anstieg an Hexosemonophosphat, erst dann beginnt ein Anstieg von Lactat und α-Glycerophosphat, damit verbunden ist ein rapides Verschwinden von Phosphocreatin und dann erst Beginn des ATP- und Glykogenabfalles.

• 3. Den Änderungen der genannten Substratspiegel, der Geschwindigkeit nach folgend, werden Potentialänderungen innerhalb der Zellstrukturen des Herzmuskels wirksam. Diese bedingen die sicherlich sekundären Verschiebungen der Na⁺- und K⁺-Ionengleichgewichte, damit die des Membranpotentials und als Folge das völlige Erliegen des Aktionspotentials des Herzmuskels innerhalb von 20 min nach Anoxie.

• 4. Durch Anoxie im Herzmuskel auftretende Schädigungen sind zunächst in den energiebereitstellenden Reaktionscyclen zu erwarten (Stoffwechseländerungen). Davon ausgehende Schädigungen des contractilen Systems (Strukturveränderungen) sind sekundärer Natur. Wie wir auch im SinneDixons (1949) glauben, können Enzymsysteme ihre strukturelle Unversehrtheit und Aktivität nur durch dauernde Beteiligung am Stoffwechsel aufrechterhalten. Es erscheint denkbar, daß ATP diejenige Verbindung ist, welche diesen Zusammenhang herstellt.