Zusammenfassung
Läßt man interferierende Molybdän-K α-Strahlung bei Zimmertemperatur eine 3,2 cm dicke Kalkspatplatte durchqueren (reflektierende Netzebene parallel zur Spaltfläche) und beobachtet man Intensität und Lage der beiden an der Austrittsfläche aus dem Zerfall der Wellenfelder entstehenden ReflexeR 0 undR, während der Kristall vermöge einer TemperaturdifferenzΔT zwischen Austritts- und Eintrittsfläche verformt wird, so findet man:
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a)
Die Stärke beider Reflexe geht auf 1 bis 3% zurück, wennΔT=0 durchΔT= ± 0,6° C ersetzt wird (was einer „Verformung“ des durchstrahlten Kristallbereiches um nur wenige Bogensekunden entspricht).
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b)
Das EnergieverhältnisR 0/R der beiden Reflexe beträgt beiΔT=0 etwa 1,2, ist aber beiΔT=+0,4° C um knapp 30% größer, beiΔT=−0,4° C um ebensoviel kleiner.
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c)
Die Stelle, an der die Strahlen den Kristall verlassen, ändert sich nicht.
Die dynamische Theorie der Röntgenstrahl-Interferenzen, die ein ideales Gitter voraussetzt, läßt sich naturgemäß nicht zur Berechnung des Haupteffektes, des Intensitätsabfalls nach a), gebrauchen. Trotzdem kann man mit ihrer Hilfe einige Aussagen machen, darunter als wichtigste die aus b) und c) gefolgerte Hypothese, jeder das verformte Gitter durchquerende (durch ein Wellenfeld gebildete) Strahl sei gekrümmt.
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Max von Laue zum achtzigsten Geburtstag gewidmet.
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Borrmann, G., Hildebrandt, G. Absorption und Weg interferierender Röntgenstrahlen im schwach deformierten Kristallgitter. Z. Physik 156, 189–199 (1959). https://doi.org/10.1007/BF01461220
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01461220