Zusammenfassung
Nach subcutaner Transplantation von heteroplastischen Knochenspänen bei 188 Wistar-Ratten entwickelten sich binnen 2 Jahren insgesamt 143 Sarkome. Die Tumorbildung wurde ausgelöst durch verschieden geformte Scheiben aus Kalbsknochen, der durch Behandlung mit Aceton und Kohlenwasserstoff weitgehend von Zellelementen und Eiweiß befreit worden war. Ein Sarkom wurde durch menschlichen Knochen nach Konservierung in der Tiefkühltruhe hervorgerufen.
Die Tumorquote war bei Spongiosascheiben am höchsten, bei gleich großen Compactascheiben am niedrigsten. Knochenspäne, die auf der einen Seite aus Compacta und auf der anderen aus Spongiosa bestanden, ließen ebenfalls eine höhere Sarkomgefährdung gegenüber glatten Compactascheiben erkennen.
Diese Ergebnisse stehen im Widerspruch zu den bekannten Gesetz-mäßigkeiten bei der Auslösung von Fremdkörpersarkomen, wonach die Tumorquote bei gleich großen Implantaten mit deren Porosität abnimmt.
Die Sarkome nehmen ihren Ausgang von dem fibroplastischen Narbengewebe, das die Knochenscheiben umgibt. Sie führten binnen weniger Wochen zum Tode der Versuchstiere, wenn sie nicht frühzeitig radikal exstirpiert wurden.
Diese tierexperimentellen Ergebnisse werfen das Problem einer möglichen Sarkomgefährdung nach Homoio- und Heterotransplantationen auf.
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Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. Dr. jur. h. c. Dr. h. c.Karl Heinrich Bauer zum 75. Geburtstag ergebenst gewidmet
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Ott, G., Jansen, H.H. Sarkomentstehung nach Homoio- und Heterotransplantation von Knochen. Arch. f. klin. Chir 314, 1–14 (1966). https://doi.org/10.1007/BF01440714
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