Zusammenfassung
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1.
Die vom Verfasser 1918 aufgestellte allgemeine Solvatationsgleichung P=RT/M.c+ b.cn (P=direkt gemessener osmotischer Druck, c=g/ccm, b und n Konstanten) wird an inzwischen erschienenem Versuchsmaterial (12 Tabellen) eingehend geprüft. Die Gleichung vermag meist ungewöhnlich gut die Messungen wiederzugeben an Solen von Kautschuk, Guttapercha (Versuche von Caspari, Kroepelin und Brumshagen), Nitrozellulose in Azeton (Duclaux), Gelatine (Kunitz), Hämoglobin (Adair), und zwar über das ganze gemessene Konzentrationsbereich.
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2.
Aus der Gleichung läßt sich das „Molekulargewicht“ derartiger Sole in dem betreffenden Dispersionsmittel besonders einwandfrei berechnen aus der Beziehung RT/M=lim [P/c]c=0 d. h. aus dem Grenzwert, den das sonst sehr variable „Mizellargewicht“ bei unendlicher Verdünnung erreicht.
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3.
Von den Solvatationskonstanten b und n ist letzterer Wert sehr häufig, aber nicht notwendig ∼ 2. Die Werte von b sind sehr charakteristische kolloidchemische Konstanten. Sie nehmen z. B. stark ab bei Depolymerisierung des Kautschuks. Auffälligerweise wachsen sie mit steigender Temperatur (Kautschuk, Gelatine).
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4.
Die früher entwickelte Auffassung, daß nicht nur Gele sondern auch Sole „quellen“ können, und daß der „osmotische“ Druck eines Sols in einer mizelldichten Zelle sich zusammensetzt aus normalem van't Hoff'schen Druck + Solvatationsdruck, wird durch voranstehende Ergebnisse durchaus bestätigt.
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Herrn Dr. W. Haller, der die voranstehenden Tabellen zur größeren Sicherheit ein zweites Mal durchgerechnet hat, dankt der Verfasser für seine freundliche Hilfe.
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Ostwald, W. Zur Kenntnis der allgemeineren Solvatationsgleichung kolloider Systeme. Kolloid-Zeitschrift 49, 60–74 (1929). https://doi.org/10.1007/BF01425465
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01425465