Zusammenfassung
Die großen und langdauernden Eingriffe der modernen Chirurgie, insbesondere der Thoraxchirurgie, stellen an die Glykogenreserven des Organismus allergrößte Ansprüche. Dem Glykogen kommt bei der Entgiftung und bei der Aufrechterhaltung lebenswichtiger Vorgänge eine elektive Rolle zu. Infolge des Bedarfs an Glykogen zur Entgiftung und zum Abbau des Narkoticums und infolge seiner Bedeutung im Gesamtstoffwechsel, besonders in der postoperativen Phase ist eine ausreichende Glykogenbevorratung notwendig. Es ist deshalb dringend erforderlich, glykogenbildende Substanzen am besten in Form einer 5%igen Traubenzuckerlösung zuzuführen.
Im Rahmen der Zufuhr der notwendigen Zuckerlösungen wird zunächst auf das regelmäßige Auftreten der Narkosehyperglykämie und auf den Einfluß der zugeführten Zuckerlösung auf den Blutzucker eingegangen. Im Vordergrund steht die antiketogene Wirkung der zugeführten Zuckerlösung. Auf die Überlegenheit der Calorose gegenüber der reinen Glucose, d. h. der Lävulose gegenüber der Glucose wird näher eingegangen. Lävulose eignet sich besonders zum Aufbau des Glykogens.
Beim Vergleich der zugeführten Zuckermenge mit der im Urin ausgeschiedenen konnten wir die Ergebnisse anderer Autoren bestätigen, daß 90–95% des zugeführten Zuckers vom Organismus verwandt werden.
Da bei der modernen Narkose mit kontrollierter Beatmung die Gefahr einer Übersäuerung nicht von der Hand zu weisen ist, halten wir als praktische Folgerung unserer Ergebnisse eine regelmäßige Zufuhr von der Acidose entgegenwirkenden Calorose- bzw. Glucoselösungen (5%) bei allen größeren Eingriffen für unbedingt erforderlich, am besten als Einleitung vor einer Bluttransfusion. Ebenso wie die Blut- und Eiweißsubstitution zur Schockverhütung eine Selbstverständlichkeit geworden ist, muß unter der modernen Narkose die Glykogensubstitution zur Aufrechterhaltung der zahlreichen dem Glykogen zufallenden Funktionen durch entsprechende parenterale Zuckerzufuhr gesichert sein.
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Schostok, P. Zum Kohlenhydratstoffwechsel und Kohlenhydratbedarf unter der modernen Narkose. Arch. f. klin. Chir 271, 570–579 (1952). https://doi.org/10.1007/BF01398563
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