Zusammenfassung
Bei Tauchern kommt es durch Drucklufteinwirkung häufig zu charakteristischen chronischen Gelenkveränderungen, die regelmäßig mit subchondraler Sklerose des Knochens und meistens mit Resorptionsherden im Oberarm- bzw. Oberschenkelkopf einhergehen. In fortgeschrittenerem Stadium der Erkrankung führt die aseptische Nekrose des Knochens zu unebener Begrenzung und zum Einbrechen der Gelenkfläche sowie zu Gelenkkopfdeformierungen und sekundärer Arthrosis deformans. Von 47 untersuchten Tauchern wurden bei 13 die beschriebenen Veränderungen festgestellt. In allen Fällen waren einer oder beide Oberarmköpfe und in einem Fall außerdem beide Hüftgelenksköpfe betroffen. Bei Tauchern besteht eine auffallende Neigung zu gehäufter Erkrankung der Schultergelenke im Gegensatz zu Caissonarbeiterm, bei denen vorwiegend die Hüftgelenke befallen sind. Erklärt wird diese Erscheinung durch eine zusätzliche Druckschädigung des Knochens infolge der verschiedenartigen Beanspruchung der Gelenke beim Arbeitseinsatz. Als Ursache der chronischen Gelenkschäden werden Gasembolien in die Arterien des Knochens und autochthone Stickstoffbildung im Knochen angenommen, die besonders nach zu schnellem Auftauchen an der Hauptbelastungsstelle des Oberarm- bzw. Oberschenkelkopfes auftreten können. Eine vorausgegangene akute Drucklufterkrankung mit Beteiligung der Gelenke, die achtmal festgestellt wurde, kann ursächlich bei dem Zustandekommen dieser Veränderungen eine Rolle spielen. Ein Zusammenhang mit der Einwirkungsdauer des Überdrucks ergab sich insofern, als mit Zunahme der Beschäftigungsdauer auch eine Zunahme der Erkrankten festzustellen war. Eine unmittelbare Abhängigkeit von der Höhe des angewandten Überdruckes, der zwischen 1 und 5at betrug, sowie vom Alter, das bei den Erkrankten zwischen 21 und 72 Jahren schwankte, konnte nicht festgestellt werden. Es handelt sich bei den chronischen Gelenkveränderungen der Taucher um eine Berufskrankheit, die der Meldepflicht unterliegt. In der Verhütung der Entstehung dieser Schäden spielt die wichtigste Rolle die strenge Einhaltung der Austauchzeiten. Die Häufigkeit der chronischen Gelenkschäden bei Tauchern erfordert ärztlicherseits, vermehrte Aufmerksamkeit und bei dem geringsten klinischen Verdacht eine Röntgenuntersuchung der Gelenke. Die Behandlung der chronischen Gelenkschäden ist abhängig zu machen von dem Stadium der Erkrankung.
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Herget, R. Neuere Beobachtungen über chronische Gelenkveränderungen bei Tauchern durch Drucklufteinwirkung. Arch. f. klin. Chir 261, 330–360 (1948). https://doi.org/10.1007/BF01398547
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