Zusammenfassung
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1.
Die Untersuchung der Jahresschwankungen der Hitze- und Kälteresistenz verschiedener Freilandpflanzen ergab in allen Fällen ein Maximum der Kälteresistenz im Winter und ein Minimum im Sommer.
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2.
Hinsichtlich der Wärmeresistenz ließen sich drei Typen des Resistenzverhaltens unterscheiden: a) Pflanzen mit einem Hitzeresistenzmaximum im Sommer, b) Pflanzen mit einem Hitzeresistenzmaximum im Winter, und c) Pflanzen mit einem Maximum der Hitzeresistenz im Sommer und einem zweiten Maximum im Winter.
Es dürfte sich im allgemeinen nicht so sehr um artspezifische Verschiedenheiten des Resistenzverhaltens handeln, als um Unterschiede, die durch die ökologischen Verhältnisse des Standortes bedingt sind (Hitzehärtung im Sommer).
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3.
Die Höhe der Temperaturresistenz ist primär durch die Tageslänge bedingt. Der künstliche Kurztag hatte sowohl im Freiland wie unter den Kulturbedingungen des Glashauses oder eines klimakonstanten Raumes eine Erhöhung der Hitzeresistenz und in den meisten Fällen auch eine solche der Kälteresistenz zur Folge.
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4.
Die hohe Frostresistenz im Winter ist im Sinne einer „allgemeinen Resistenz“ fast stets mit einer ökologisch unnötig hohen Hitzeresistenz gekoppelt, während eine Hitzehärtung im Sommer keine Erhöhung der Kälteresistenz nach sich zieht.
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5.
Die über die durch die Kurztagbehandlung erreichten Maxima der Hitze- und Kälteresistenz hinausgehenden Resistenzwerte der Freilandpflanzen im Sommer bzw. im Winter sind auf zusätzliche Wärmehärtung im Sommer bzw. Kältehärtung im Winter zurückzuführen.
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6.
Temperaturschwankungen wirken in Richtung auf eine Steigerung der Temperaturresistenz, hohe relative Luftfeuchtigkeit setzt die Temperaturresistenz herab.
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Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Huber zum 70. Geburtstag gewidmet.
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Biebl, R., Maier, R. Tageslänge und Temperaturresistenz. Österr bot Z 117, 176–194 (1969). https://doi.org/10.1007/BF01379522
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