Zusammenfassung
Durch geeignete Vorbehandlung von Zinkkristallen konnte ihre Dehnungskurve in einesprunghafte übergeführt werden; dabei kommt oft vor, daß eine nach gewisser Erholung aufgenommene Dehnungskurve — entgegen den bisherigen Vorstellungen über Verfestigung und Erholung — bei höherer Spannung beginnt oder auch durchweg bei höherer Spannung verläuft, als die höchste Spannung des vorherigen Dehnungsversuchs war. Diese Erscheinung, wie die sprunghafte Dehnung überhaupt, beruht auf einer Schwierigkeit bei der Entstehung der ersten „lokalen Gleitung“; sie ähnelt den Keimbildungsschwierigkeiten bei Phasenübergängen, da das Eintreten geringster Gleitungen ein sich lawinenartig beschleunigendes Gleiten hervorruft. In einem Fall konnte der Kristall mehrere Minuten lang 30% über seine (sonst gut reproduzierbare) Streckgrenze belastet werden, ohne daß Spuren bleibender Dehnung beobachtet werden konnten. Aus diesem und aus bereits bekanntem Versuchsmaterial werden Schlüsse gezogen über die Entstehung und Ausbreitung des Gleitvorganges sowie über das Verhältnis, in dem die makroskopische Abgleitung zu den physikalisch einheitlichen „elementaren“ Gleitvorgängen steht. Schließlich wird eine zusammenfassende Darstellung der neuen Vorstellungen über die Kristallplastizität gegeben.
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Orowan, E. Zur Kristallplastizität. III. Z. Physik 89, 634–659 (1934). https://doi.org/10.1007/BF01341480
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