116. Indikationsprobleme der Appendicitis (Kritische Betrachtung der Statistik)

Summary

In previous reports the results of appendectomies were commonly given as lethality observed in individual hospitals over fairly long periods of time. The lethality was similar in different countries and depended mainly on the inflammatory stage and patients' age. Recent studies, however, have pointed out remarkable differences in the mortality of appendicitis in several countries. The mortality figure like 3.3 deaths/100000/year in Germany is three to four times higher than in comparable countries as England, Sweden, and USA. The same difference is found in the figures of appendectomy frequency between these countries. This parallel does not represent, however, a causality between high mortality and high operative frequency in Germany as indicated by an analysis of 77 cases, the total of casualties over a 4-year period in Hannover metropolitan area. In 83% of these cases an advanced inflammatory stage of appendicitis had prompted appendectomy. Thus, the high mortality can not be due to the high frequency of supposedly “unnecessary” appendectomies. On the other hand there were 10 deaths among the chronic appendicitis'. The exact indications for appendectomy therefore need further evaluation.

Zusammenfassung

Bisher waren im allgemeinen nur Ergebnis-Statistiken der Appendektomien aus jeweils einer großen Klinik über lange Zeit bekannt. Die Resultate waren hierbei international einigermaßen gleich, wobei die Höhe der postoperativen Letalität fast ausschließlich vom Entzündungsstadium und vom Alter abhängig ist. Neuere Untersuchungen haben in den letzten Jahren beachtenswerte Unterschiede der Gesamtmortalität an Appendicitis zwischen verschiedenen Ländern ergeben. Sie liegt in der BRD mit 3,3 Todesfällen/100000/Jahr 3–4mal so hoch wie im vergleichbaren Ländern wie England, Schweden und USA. Im gleichen Maße ist auch die Operationsfrequenz in der BRD höher als in den verglichenen Ländern. Ein kausaler Zusammenhang zwischen der hohen Mortalität und der hohen Operationsfrequenz besteht jedoch nicht, wie die Aufschlüsselung von 77 Todesfällen im Einzugsgebiet Hannover gezeigt hat. Denn die erhöhte Mortalität ist nicht auf die größere Anzahl der „unnötigen” Appendektomien bei relativer Indikation zurückzuführen, sondern in 83% der Todesfälle lag ein fortgeschrittenes Entzündungsstadium der Appendicitis und somit eine absolute Operationsindikation der Appendektomie zugrunde. Andererseits fanden sich auch 10 Todesfälle unter den chronischen Appendizitiden. Die Frage des genauen Indikationsbereiches zur Appendektomie muß somit weiter bearbeitet und geklärt werden.