Über die Züchtung des Virus der Varicellen in der Chorionallantois des Hühnerembryos

Schlußfolgerungen

• 1. Das im flüssigen Inhalt von Varicellenbläschen und im Blut von Varicellenpatienten vorhandene Virus entwickelt und vermehrt sich in der Chorionallantois des Hühnerembryos, in welcher es entzündliche Veränderungen von infiltrierendem, proliferierendem und ulcerierendem Charakter hervorruft, welche zwar dem Grade und der Intensität nach variieren, die sich aber doch durch ihren konstanten Typus auszeichnen und sich von Läsionen, welche durch andere Virusarten oder durch aspezifische Reize erzeugt werden, abgrenzen lassen. In reihenweisen Passagen des Kulturvirus erhält man stets Veränderungen der gleichen Art.

• 2. In den Zellen der mit Varicellenvirus geimpften Chorionallantois lassen sich protoplasmatische Einschlüsse und Elementarkörperchen nachweisen. Die Elementarkörperchen findet man in größerer Zahl im freien Zustande in der Umgebung von Zellen; sie gleichen völlig den Grebilden, welche man in der Lymphe von Varicellenbläschen beobachten kann.

• 3. Kaninchen, welche man intracerebral mit humanem Varicellen-virus infiziert, zeigen in manchen Fällen eine zuweilen letal ablaufende Krankheitsform, welche sich histologisch als akute Encephalitis qualifiziert. Eine ähnliche Form kann man durch Infektion mit Kulturvirus erzeugen.

• 4. Kinder, welche Varicellen noch nicht überstanden haben, konnten durch kleine Dosen Kulturvirus in 90% der Beobachtungen gegen die natürliche Ansteckung (Kontakt mit Kranken) geschützt werden. 10% der geimpften Kinder bekamen eine abortive Erkrankung, welche als Abschwächung durch eine im Inkubationsstadium vorgenommene spezifische Immunisierung gedeutet werden konnte, in manchen Fällen auch als ein milder, durch das Kulturvirus hervorgerufener Infekt; in dem einen wie im anderen Falle stellen die Ergebnisse ein Argument für das Vorhandensein von Varicellenvirus in den Kulturen dar.

• 5. In ihrer Gesamtheit weisen die hier mitgeteilten Ergebnisse eine völlige Übereinstimmung mit den Resultaten auf, welcheSindoni undAuricchio mit weniger leistungsfähigen Methoden gewannen; die Priorität der Identifizierung des Varicellenvirus wäre daher diesen Autoren zuzusprechen.