Systematische Untersuchungen über die Ätiologie der zentralen Leiberverfettung unter besonderer Berücksichtigung der Beziehungen zur HerzmuskeItigerung

Zusammenfassung

Die zentrale Leberverfettung kommt in 13,7% der untersuchten Sektionsfälle vor. Sie ist in Übereinstimmung mit den Literaturangaben zumeist bei allgemeinen Anämien, Kreislaufstörungen, cerebralen Prozessen und alimentären Erkrankungen des Säuglingsalters zu finden. Als neue Erkenntnis muß ich das häufige Auftreten derzentralen Leberverfettung bei infektiös-toxischen Prozessen anführen, obwohl doch nachSachs undRichter gerade dieperiphere Verfettung die „toxische“ Form darstellen soll.

In der Mehrzahl der Fälle ist die zentrale Leberverfettung durch Sauerstoffmangel bedingt, sei es, daß es sich um eineallgemeine Hypoxämie (bei Anämie, Höhenkrankheit u. ä.) handelt, sei es, daß eineörtliche Hypoxämie bei Kreislaufstörungen (Collaps, Stauung u. a.) bestellt. Auch bei cerebralen Prozessen scheint ein teils allgemeiner, teils örtlicher O₂-Mangel ursächlich beteiligt zu sein. Der Reweis für unsere Annahme, daß nicht nur eine allgemeine Hypoxämie, sondern auchörtliche Vorgänge eine bedeutsame Rolle spielen, ergibt sich beim Vergleich zwischen der zentralen Leberverfettung und der wohl ebenfalls hypoxämisch bedingten Herzmuskeltigerung; denn nur in 40,9% der Fälle mit zentraler Leberverfettung ist auch eine Herzmuskeltigerung gleichzeitig vorhanden. Die örtlichen Sonderbedingungen liegen teils in einer besonderen Organdisposition der Leber begründet, teils müssen sie in speziellen toxischen Einwirkungen und besonders in nervös verursachten Durchblutungsstörungen gesucht werden.