Zusammenfassung
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1.
Vergleichende Untersuchungen des Eiweißtrockengewichtes der Leber mit dem histologischen Bild zeigen, daß bei erhöhtem Wassergehalt der Leber in überwiegender Anzahl sich im histologischen Präparat das Bild der serösen Entzündung oder eine Plasmastruktur nachweisen läßt, die alsZellödem aufzufassen ist und bezeichnet wird.
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2.
Das Zellödem wird auf Grund der vorliegenden Befunde und theoretischer Erwägungen als ein dem Vorgang der serösen Entzündung vorausgehendes Stadium aufgefaßt. Die Füllung derDisseschen Räume mit Flüssigkeit und Eiweiß geht dann durch AussehwemmuDg des Zellwassers mit löslichen Eiweißstoffen und Schrumpfung des Protoplasmas (Entquellung der Zelle) vor sich. Das Ereignis kann auch ohne vorausgehendes Zellödem eintreten. Es wird als intravitales und postmortales Geschehen betrachtet.
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3.
In Weiterverfolgung der Gedankengänge und auf Grund der Untersuchungen dürfte der Dissoziation der Leberzellen ebenfalls ein Entquellungsvorgang der Zellen zugrunde liegen. Die Zellflüssigkeit ergießt sich dann nicht nur in dieDisseschen Räume, sondern auch zwischen die Zellgrenzen und führt zusammen mit der Verdichtung des Protoplasmas zur Isolierung der Zelle. Diese aus dem Verband herausgelösteschwimmende Zelle scheint erst die Voraussetzung für den Angriff autolytischer Fermente zu sein. Aus diesen Erkenntnissen ergibt sich eine neue Betrachtungsweise der akuten gelben Leberatrophie und die theoretische Forderung nach Unterscheidung einerautolytischen undtoxischen Nekrose der Leberzelle.
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4.
Auf der Basis der Theorie vomzentralen undperipheren Funktionsfeld des Leberläppchens wird eine neue Erklärung für die Entstehung der einzelnen Verfettungstypen des Läppchens gegeben. Die Verschiedenheit der Form ist von einer gesteigerten oder gehemmten Tätigkeit beider Funktionsfelder und von einer Speicherung des aus der Peripherie einströmenden Fettes abhängig.
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Eger, W. Eiweißtrockensubstanz und Verfettung der menschlichen Leber in Beziehung zum histologischen Bild. Virchows Arch. path Anat. 315, 147–158 (1948). https://doi.org/10.1007/BF00947953
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