Zusammenfassung
Bei Ratten wurde die Fibula mittlings frakturiert und die Bruchstelle durch Umhülsung vermittels eines macerierten, ausgekochten Röhrenknochens von den umgebenden Weichteilen auf die Dauer isoliert.
Auch unter solchen abgeänderten Bedingungen erfolgte in sämtlichen Versuchsfällen eine knöcherne Konsolidierung des Bruches. Diese kam auf zwei verschiedene Arten zustande. Entweder die beiden Fragmente vereinigten sich knöchern innerhalb der umgebenden Hülse auf dem Wege einer normalen Callusbildung, oder aber die Hülse wurde, vermittels eines besonderen Abstützungsmechanismus, in das statische Gefüge funktionell eingebaut.
Funktionell belastete, tote Implantate wurden von den Gewebselementen des Implantationsbettes grundsätzlich anders behandelt als unbelastete. Die ersteren waren, auch bei langer Versuchsdauer, mehr oder weniger vollständig erhalten, die letzteren bereits nach ein paar Monaten vollständig resorbiert.
Der Callus entwickelt sich auf Grund genau ableitbarer, mechanischer Faktoren. Seine Gesamtform und- größe hängt nicht von unberechenbaren Momenten ab, sondern sie ist typisch und kann nach statischen Gesichtspunkten erklärt werden.
Auch unspezifisches Keimgewebe kann bei Implantation von toten, ausgekochten Knochen zur Osteoblastendifferenzierung und Knochenproduktion angeregt werden, wenn das implantierte Material eine Hohlform darstellt und wenn innerhalb derselben ein mechanisch beanspruchtes Lehrgerüst (Kollagenverspannungen) zur Ausbildung gekommen ist.
Knochengewebe entsteht weder allein auf der Grundlage eines spezifischen Keimgewebes, noch kann ein mesenchymales Keimgewebe durch chemischhormonale Faktoren allein (Kalkangebot, H-Ionen- und Phosphorsäurekonzentration, sog. K-Faktor) zur Knochenbildung veranlaßt werden; die Grundbedingung für jede Knochenbildung ist mit in genau definierbaren, mechanischen Ursachen zu suchen.
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Im Anschluß an: Experimentelle Untersuchungen über mechanische Ursachen der Knochenbildung. Z. Anat. 114 (1949).
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Altmann, K. Untersuchungen über Frakturheilung unter besonderen experimentellen Bedingungen. Z. Anat. Entwickl. Gesch. 115, 52–81 (1950). https://doi.org/10.1007/BF00522649
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