Zusammenfassung
Von der Frage ausgehend, ob der mit der Atmung entstehende intrathorakale Sog die Struktur des Perikards beeinflußt, wurden 43 Herzbeutel von Feten, Neugeborenen, Kindern und Erwachsenen verschiedenen Lebensalters eingehend auf ihre Wandbeschaftenheit und z. T. auf ihre Dehnungsfähigkeit geprüft. Auf Grund dieser morphologischen Erhebungen werden in der vorliegenden Arbeit die Gleitfunktion des Herzbeutels, seine Bedeutung für Fixation und Herzdynamik in Abhängigkeit von der Atmung und die Schutzwirkung gegen dynamische Einwirkungen erörtert. Wachstumsbau, funktionelle Anpassung an Herztätigkeit, Zwerchfell-und Thoraxatmung, physikalische Umweltseinflüsse und Körperhaltung sowie Umpassung (=Anpassung an eine neue Funktion) infolge Ausbildung eines intrathorakalen Soges erzeugen eine funktionelle Struktur des Herzbeutels. Diese ist seiner Aufgabe bis aufs feinste angepaßt, bei einem Minimum an Material resultiert ein Maximum an Leistung.
Ferner wird über Parafuchselon und Parafuchselin, zwei neue, standardisierbare Elastinfarbstoffe aus der Weigertschen Gruppe berichtet.
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Debrunner, W. Struktur und Funktion des menschlichen Herzbeutels. Z. Anat. Entwickl. Gesch. 119, 512–537 (1956). https://doi.org/10.1007/BF00522558
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