Zusammenfassung
Bei insgesamt 234 Gonadotropinbestimmungen bei 65 Mädchen im Alter zwischen 5;11 und 16;2 Jahren und bei 100 Gonadotropinbestimmungen bei 32 Jungen im Alter zwischen 10;4 und 21 Jahren nach der Methode Klinefelter, Albright u. Griswold ergab sich folgendes: Das jüngste Mädchen, bei dem Gonadotropine im Urin nachgewiesen wurden, war 10;1 Jahre, der jüngste von den Jungen 12;7 Jahre alt. Je etwa die Hälfte aller Einzelbestimmungen bei Mädchen im Alter zwischen 10;1 und 16 Jahren und bei Jungen zwischen 12;7 und 21 Jahren ergaben Werte über 6,6 MUE. Die Ausscheidung erreichte bei Mädchen und Jungen im Pubertätsalter nicht selten Werte, die beträchtlich höher waren, als sie nach Literaturangaben mit vergleichbaren Definitionen der “Einheit” (Mäuseuteruseinheiten) bei der erwachsenen Frau im geschlechtsreifen Alter in den Zeitabschnitten zwischen den Ovulationen ermittelt wurden. Um diese Aussage noch einmal auf Grund eigener Beobachtungen zu prüfen, wurden bei 7 Frauen im Alter zwischen 19;5 und 24;4 Jahren je 1 und bei einer Frau (18;7 Jahre alt) 2 Gonadotropinbestimmungen durchgeführt. Die Gonadotropinausscheidung lag zwischen <6,6 und >26,4 MUE, die höchste Ausscheidung wurde bei 2 Frauen mit 29–30 Tage-Cyclus am 8. bzw. mit 30–31 Tage-Cyclus am 10. Tag gefunden.
Bei 9 Mädchen im Alter zwischen 11;2 und 14;4 Jahren mit noch nicht eingetretener Menarche wurde die Gonadotropinausscheidung 2–5 Wochen lang jeden 2.–4. Tag untersucht. Während bei Mädchen mit fehlenden oder gering ausgeprägten Reifezeichen (etwa K- oder KP-Stufe nach Schmidt-Voigt 31) während des Beobachtungszeitraumes keine Gonadotropinausscheidung oder nur gelegentliche Ausscheidung von >6,6 MUE beobachtet wurde, war die Ausscheidung bei 3 Mädchen mit ausgeprägten Reifemerkmalen, jedoch noch ohne Menses — bei 2 sind die Menses inzwischen, 7 und 13 Monate nach dem Beobachtungs-zeitraum eingetreten — intermittierend, d. h. es wechselten Zeitabschnitte von 4 Tagen bis 8 Wochen Dauer, während deren keine Gonadotropine ausgeschieden wurden mit solchen von 1 bis mehreren Wochen Dauer ab, während deren die Ausscheidung — meist kontinuierlich — auf Werte bis maximal > 52,8 MUE anstieg und dann wieder auf 0 abfiel. Eine solche intermittierende Ausscheidung fand sich auch bei 2 Mädchen im Alter von 14;4 und 14;1 Jahren, bei denen die Menarche 10 bzw. 8 Monate vorher eingetreten war. Bei 2 Jungen im Alter von 12;4 und 13;6 Jahren ohne Reifezeichen wurden während 3 bzw. 6 Wochen keine, bei einem Jungen von 12;2 Jahren mit Reifemerkmalen auf der K-KP-Stufe während 6 Wochen meist ebenfalls <6,6 gelegentlich “eingestreut” >6,6 MUE, bei einem Jungen von 14 Jahren mit ausgeprägten Reifezeichen während 6 Wochen eine ohne erkennbare Regel von Tag zu Tag zwischen <6,6 und >52,8 MUE stark variierende Ausscheidung gefunden, die jedoch nicht intermittierend war.
Der Zusammenhang zwischen dem Alter der frühesten nachweisbaren Gonadotropinausscheidung und dem Alter der größten Intensität der Proliferationsvorgänge im samenbildenden Gewebe der Testes bei Jungen und die Frage nach den noch weitgehend unbekannten, der Menarche vorausgehenden endokrinen Vorgängen bei Mädchen wird diskutiert.
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Diese einführenden Bemerkungen beiziehen sich auch auf die in einem späteren Heft erscheinenden weiteren Mitteilungen II und III.
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Schwenk, A., Ohndorf, H. Untersuchungen zur Endokrinologie der Pubertät. Z. Kinder-Heilk. 79, 645–665 (1957). https://doi.org/10.1007/BF00441997
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