Zur Pathogenese der Mißbildungen des 1. Visceralbogens.

Zusammenfassung

• 1. Die bisherigen Angaben über die teratogenetische Terminations-periode der D. m. f. gehen von unzulänglichen Voraussetzungen aus und geben einen zu späten Zeitpunkt für die Entstehung der Mißbildung an.

• 2. Ebenso wie die anderen Mißbildungen des 1. Visceralbogens und der 1. Visceralfurche greift auch die D. m. f. auf das Primordialcranium und die Belegknochen der Schädelkapsel über. Dies spricht dafür, daß diese Gebiete mit dem Visceralskelet durch ein gemeinsames übergeordnetes Organisationszentrum verbunden sind.

• 3. Auch das Vorkommen streng halbseitig lokalisierter Visceralbogenmißbildungen läßt die einseitige Schädigung eines bilateral-symmetrisch angelegten übergeordneten Zentrums während eines kurzen und frühen Zeitabschnittes der Embryonalentwicklung vermuten.

• 4. An Hand eines kurzen Abrisses über Organisatorfelder, ihre Wirkungen und ihre Gliederung wird dargestellt, daß der von den Visceral-bogenmißbildungen betroffene Bezirk in den Bereich des rhombencephalen (hinteren) Kopforganisators fällt.

• 5. Es wird nachgewiesen, daß sämtliche Zeichen eines Organisatorschadens bei den Mißbildungen des 1. Visceralbogens und der 1. Visceralfurche vorhanden sind. Darum wird angenommen, daß diese Fehlbildungen durch eine Störung des Determinationsvorganges im Bereich des rhombencephalen (hinteren) Kopforganisators entstehen.

• 6. Demnach entstehen diese Mißbildungen wesentlich früher als bisher angenommen wurde, und zwar zur Zeit der Aufgliederung des rhombencephalen Blastemfeldes in seine einzelnen Organanlagen.

• 7. Eine Prüfung dieser Hypothese an den bislang bekannten Tatsachen über Kopfmißbildungen in der Wirbeltierreihe, sowie den Ergebnissen der Teratologie und Genetik ergibt eine so gute Übereinstimmung, daß dieser Auffassung ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit zukommt.