Untersuchungen über die Auswirkungen des Hungers auf die postnatale Entwicklung der Regulationszentren des Wasserhaushaltes

Zusammenfassung

Säuglinge und junge Kinder zeigen im Hungerzustand Störungen nicht nur ihres Allgemeinstoffwechsels, sondern auch in der Regulation ihres Salz-Wasserhaushaltes. Diese Veränderungen ziehen sich mitunter weit in die Rekonvaleszenzphase hinein. Durch zahlreiche Untersuchungen ist bekannt, daß das hypothalamo-neurohypophysäre System auf Stre\situationen mit einer Abnahme von Neurosekret und ADH reagiert. In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, durch das Tierexperiment Aufschluß über die Auswirkungen des Hungers auf die Entwicklung des für die Regulation des Wasserhaushaltes verantwortlichen neurosekretorischen Systems zu bekommen. 20 Tage alte Ratten (“Krabbler”) wurden einer fünftägigen Hungerperiode ausgesetzt, in der sie jedoch Flüssigkeit ad libitum aufnehmen konnten.

Ganglienzellen von gleichaltrigen Kontrolltieren sind bereits reich mit Nissl-Substanz sowie mit feinen neurosekretorischen Granula besetzt. Nach 5 Tagen Hunger zeigt sich die cytologische Entwicklung der Ganglienzellen des neurosekretorischen Systems bei den Versuchstieren gestoppt. Die hungernden Ratten wiesen weder Nissl-Substanz noch Neurosekret in den Neuronen des neurosekretorischen Systems auf. Auffällig war die rasche Erholung innerhalb von 2 bis 3 Wochen nach Freigabe der Nahrungsaufnahme. Degenerationserscheinungen an den Zellkernen wurden in keinem Fall gesehen.

Die durch den Hunger im neurosekretorischen System ausgelösten Veränderungen sind bei weitem nicht so schwerwiegend wie die mitunter bis zum Zelltod führenden Veränderungen bei akuten und langdauernden Durstperioden bzw. osmotischen Belastungen durch Aufnahme hypertonischer Kochsalzlösungen.

Summary

Infants and young children when grossly undernourished show disturbances in their general metabolism as well as in their salt and water economy, disturbances which persist into the phase of convalescence. The neurosecretory system responsible for the secretion of antidiuretic hormone not only plays a major role in water-conservation, but is also known to be activated in a non-specific manner in conditions characterised by stress. The present studies are concerned with the effects of such a stress, namely undernutrition, on the maturation of this neurosecretory system in infant and young rats. Changes interpreted as evidence of a failure in maturation include the depletion of Nissl-substance and neurosecretory material from the cell-bodies of secretory neurones, and the depletion of neurosecretory material from the infundibular process of the pituitary.

Twenty-day old rats were starved for 5 days, receiving throughout as much water as they wished. Groups of five animals were killed at the end of this period, and 5, 10 and 20 days later; during these subsequent days they had free access to food. Control animals (aged 20 days) contained in the cell-bodies of neurones abundant Nissl-substance and fine granules of neurosecretory material. Starved animals lacked both, but 14 to 21 days after the end of starvation, these neurones had returned to normal; evidence of degeneration was lacking. These changes are not in general as marked as those induced by deprivation of water and the administration of hypertonic saline.