Zusammenfassung
Die wichtigsten Ergebnisse der vorstehenden Untersuchung sind folgende:
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1.
Die kreidig weißen Flecke auf den Elytren der Gattung Cicindela werden nicht nur durch Pigmentlosigkeit der hier verdünnten Exocuticula hervorgerufen, sondern vor allem durch einen besonderen Bau der Endocuticula im dorsalen Schichtenkomplex: diese verdickt sich nämmlich im weißen Fleck beträchtlich, wobei sie sich nach innen vorwölbt, und ihre Balken spalten sich (mit Ausnahme der obersten Lage unter der Exocuticula) vielfach auf, so daß die Zahl der Balkenlagen beträchtlich vermehrt erscheint; zwischen den feinen Balken einer jeden Lage ist Luft eingelagert, die durch starke Reflexion das kreidige Aussehen des Fleckes erzeugt. Die Verstärkung der Balkenlagen im weißen Fleck bedingt auch dessen stärkere Doppelbrechung.
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2.
Gemäß polarisationsoptischer Untersuchung ist in den kreidig weißen Flecken die Hauptrichtung der Balken anders als in dem pigmentierten Grund der Flügeldecken: im allgemeinen geht in der Decke die vorherrschende Verlaufsrichtung der Balken parallel der Länge, in den Flecken geht sie schräg oder senkrecht dazu, was sich durch veränderte Auslöschrichtung, im letzten Fall durch umgekehrtes Vorzeichen der Doppelbrechung äußert.
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3.
Bei den gelblichenFlecken (z. B. bei Oxychila, Pseudoxychila, Megacephala) besteht zwar auch Pigmentlosigkeit und Verdünnung der Exocuticula, aber ein abweichender Bau der Balken fehlt und damit auch Lufterfüllung; die Untersuchung in polarisiertem Licht läßt hier keinerlei Unterschiede des Fleckes gegenüber der Umgebung nachweisen. Diese Gattungen mit gelblichen Flecken können daher als ursprünglicher gelten.
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4.
Es gibt Formen (so Cicindela hybrida, Cicindela psilica, Cicindela sexpunctata, Cicindela hydrophoba, Cicindela chinensis, Cicindela rufiventris, Therates clavicornis var. alboobliquata, Oxychila tristis, Pseudoxychila bipustulata, Ctenostoma ichneumoneum), bei denen auch die Columnen, und zwar sowohl in kreidig weißen wie in gelblichen Flecken Abweichungen gegenüber dem pigmentierten Grund des Flügels darbieten: die Pfeiler sind im Fleck schmächtiger als sonst, ausnahmsweise (Cicindela mellyi) stärker.
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5.
Aus dem vorstehenden ergibt sich, daß die Matrixzellen der Cuticula im Bereich der Flecke in verschiedenem Maβe gegenüber ihrer Umgebung differenziert sind: entweder ist nur ihr Pigmentbildungsvermögen vermindert oder auch ihre Fähigkeit, die Balkenlagen zu erzeugen, ist geändert. Im letzten Fall ist die Zeichnung gleichsam durch die ganze Dicke des dorsalen Schichtenkomplexes hindurch ausgeprägt; aber auch in der ventralen Lamelle der Elytre kann sich die Zeichnung in einzelnen Fällen bis zu einem gewissen Maße widerspiegeln, nämlich in Beziehungen zwischen Zeichnung und Perlae (bei Arten mit gelblichen Flecken).
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Herrn Prof. Dr. W. J. Schmidt zum 60. Geburtstag
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von Jaschke, P. Beiträge zur kenntnis der cicindelinenelytren insbesondere der zusammenhänge zwischen zeichnung und innerem aufbau. Z. Morph. u. Okol. Tiere 40, 418–450 (1943). https://doi.org/10.1007/BF00421693
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