Zusammenfassung
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1.
Zu den bisher untersuchten zwei Stictococcus-Arten gesellen sich in der vorliegenden Studie fünf weitere, bei denen durchweg ebenfalls aus mit Symbionten infizierten Eiern Weibchen; aus nicht infizierten Männchen werden.
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2.
Nachdem bereits die beiden zunächst studierten Arten sich sowohl durch den Charakter der Symbiose, als auch durch sehr verschiedene Wege der frühen Embryonalentwicklung unterschieden, wird nun die Mannigfaltigkeit der Stictococcinensyrnbiose noch weiter gesteigert.
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3.
Stictococcus acaciae besitzt außer dem Stammsymbionten einen weiteren zusätzlichen Bakteriensymbionten, welcher bei der Übertragung völlig andere Wege einschlägt. Während die Stammsymbionten die Ovocyten infizieren, tritt der akzessorische Gast erst in Embryonen über. Hiebei entstehen auf Kosten der peritonealen Umhüllung Riesenzellen, welche vor dem Übertritt die Symbionten aufnehmen. In der Embryonalentwicklung der Männchen treten die gleichen nun steril bleibenden Zellen als Erinnerung an die früher vorhanden gewesenen Symbionten auf.
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4.
Andere Arten folgen im wesentlichen den beiden bisher bekannten Symbiosetypen, wenn sie entweder lediglich die Bakterien enthalten, in denen die Stammsymbionten zu erblicken sind, oder in Gemeinschaft mit “Hefen” leben, welche als jüngere Gäste zu bewerten sind, durch die die Stammsymbionten verdrängt wurden.
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5.
In Übereinstimmung mit den bisherigen Erfahrungen geht dem Besitz von Stammsymbionten parallel die einzigartige Erscheinung, daß einige frühe Blastomeren in den Follikel austreten und in einer Art Plazenta Keimstreif, Amnion und Serosa anlegen, um später wieder mit dem restlichen Teil des Embryos zu verschmelzen. Liegt hingegen eine Symbiose mit Hefen vor, so entwickelt sich die sonst unbedeutende peritoneale Umhüllung des Embryos zu einer komplizierten alimentären Einrichtung. Überraschenderweise gilt dies aber auch für den neuen, disymbiontischen Typ. Auch bei ihm entfaltet sich das Peritoneum zu einer mehrschichtigen Bildung.
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6.
Bei Stictococcus acaciae wurden im Gefolge einer Infektion durch Hynenopterenlarven mannigfache interessante Störungen hinsichtlich der Symbiontenübertragung und Einbryonalentwicklung beobachtet (Ausfall oder Reduktion der einen oder anderen oder beider Bakteriensorten, Fehlen der Anlage des Keimstreifs u. a. m.).
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7.
Zum Schluß werden die phylogenetischen Probleme der Stietococcinensymbiose und deren Beziehungen zur Systematik, sowie die Frage nach der Natur der Geschlechtsbestimmung bei diesen so interessanten Objekten erörtert.
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Aus der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingerichteten, der Symbioseforschung dienenden Arbeitsstätte in Porto d'Ischia (Napoli), meinem langjährigen Freund und Mitarbeiter Prof. Dr. Anton Koch gewidmet.
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Buchner, P. Endosymbiosestudien an Schildläusen. Z. Morph. u. Okol. Tiere 52, 401–458 (1963). https://doi.org/10.1007/BF00408569
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