Zusammenfassung
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1.
Im Thymus von Ratte und Maus tritt nach subkutaner Verabfolgung von sauren Vitalfarbstoffen (Trypanblau, Lithioncarmin, Diaminschwarz) eine deutliche Farbstoffspeicherung in histiozytären und fibrozytären Elementen des Organbindegewebes auf. Durch besonderen Reichtum an Speicherzellen zeichnet sich das perilobuläre Bindegewebe des Thymus der Ratte aus. Dagegen wird seitens der entodermalen Retikulumzelen von den genannten Farbstoffen lediglich das Trypanblau in granulärer Form aufgenommen. Die Trypanblauablagerung in den Retikulumzellen erreicht jedoch bei weitem nicht das Ausmaß der Speicherung in Lymphknoten, Sternzellen der Leber und Histiozyten. Eine Abhängigkeit der Intensität der Trypanblauablagerung vom Funktionszustande des Thymus konnte, wie die Untersuchung durch Hunger involvierter Thymen ergibt, nicht festgestellt werden. Ein Teil der Farbstoffablagerungen dürfte aus phagozytiertem, intrazellulär zerfallenem Zellmaterial bestehen, das durch Trypanblau tingiert wurde.
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2.
Die Frage, ob das Thymusretikulum dem retikuloendothelialen System eingegliedert werden darf, wird verneinend beantwortet.
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3.
Die Untersuchungen des Thymus von Ratte und Maus, ferner menschlicher Thymen verschiedener Altersstufen sowie von Hundethymen, führt zu einer Ablehnung der von Weise vorgetragenen Ansicht, der zufolge die morphologische und funktioneile Einheit des Thymusmarkes — die Quelle der Hassallschen Körperchen — durch holokrin sezernierende Tubuli („Primitivkörper“) verkörpert wird.
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Arbeit unter Leitung von Dozent Dr. med. habil. W. Bargmann, z. Zt. beider Wehrmacht.
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Schneider, H.J. Über die Speicherung von Vitalfarbstoffen im Thymusretikulum. (Mit Bemerkungen über die Architektur des Thymus.). Z. f. Zellforschung 30, 637–648 (1940). https://doi.org/10.1007/BF00390004
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