Zusammenfassung
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1.
Eine praktisch totale Hirnischämie wurde beim Kaninchen mittels um den Hals gelegter Blutdruckmanschette und Aufblasen derselben auf 0,8 at erzeugt. Es wurde die Zeit bestimmt, nach der die reproduzierbaren cerebralen Symptome eintreten: bis Augenrollen oder Krampfbeginn (=Freies Intervall) und bis zur (erstmaligen) Lähmung des Cornealreflexes (= Lähmungszeit).
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2.
Diese Zeiten sind unabhängig vom spontanen Hb-Gehalt, werden abet durch Anämie (Blutentnahme mit Reinfusion des Plasmas) verkürzt, durch akute Polycythämie (Infusion gewaschener Blutzellen) verlängert. Besonders ausgeprägte Wirkungen erstrecken sich auf die Lähmungszeit. Bei Anämie bleibt die Lähmungszeit über Wochen verkürzt, beiPolycythämie ist die Verlängerung nur vorübergehend nachweisbar, bei wiederholter Infusion bleibt sie trotz gesteigerten Hb-Gehaltes völlig aus.
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3.
Es wird an Hand ergänzender, quantitativer Retinabeobachtungen (Huerkamp) zu begründen versucht, daΒ die beobachteten Wirkungen in Korrelation stehen eher zu der Hämoglobinfülle bzw. dem Erythrocytengehalt des Hirngewebes als zum Hb-Gehalt des strömenden Blutes.
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4.
Es ist nicht wahrscheinlich, da#x0392; die Verkürzung der Lähmungszeit bei Anämie und deren Verlängerung bei akuter Polycythämie ausschlieΒlich beruht auf der mit dem Hb-Gehalt väriierenden Sauerstoffreserve des Hirngewebes. Es ist anzunehmen, deΒ die in den Capillaren anwesenden Erythrocyten auch dann noch zur Erhaltung der Erregbarkeit des ischämischen Gewebes beitragen, wenn das Hämoglobin bereits vollständig reduziert ist. (Über die Natur dieser anaeroben Eigenschaft der Erythrocyten sind Aussagen nicht möglich.
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Kurze Zusammenfassung in: Opitz u. Schneider: Erg. Physiol. 46, 126 (1950), p. 212.
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Opitz, E., Schümann, W. Einfluß von Anämie und Polyglobulie auf die reversiblen Wirkungen totaler Ischämie am Kaninchengehirn. Pflügers Archiv 253, 459–476 (1951). https://doi.org/10.1007/BF00364418
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