Über die Wirkung der Sauerstoffatmung auf das Atemzentrum und über ihre Nachdauer

Zusammenfassung

1. Während einer Sauerstoffatmung wird die anfangs immer vorhandene Atmungsverkleinerung beim Tier mit erhaltenen Chemoreceptoren teilweise, beim Menschen völlig durch eine Atmungssteigerung abgelöst, die in der Nachperiode 4–8 Min. lang weiter besteht.

2. Nach Ausschaltung der Chemoreceptoren wird während der Sauerstoffatmung beim Tier von vornherein eine mäßige Atmungssteigerung beobachtet, die ebenfalls in der Nachperiode weiter besteht.

3. Die dualistische Atmungstheorie des Kohlensäurereizes einerseits, des Sauerstoffreizes andererseits wird erörtert. Der Sauerstoffreiz einer Sauerstoffatmung senkt peripher die Erregung eines fördernden Teilapparates der Atmungsregulation (Chemoreceptoren), aber zentral die Erregung eines hemmenden Teilapparates. Die zentrale Sauerstoffwirkung kommt auch bei erhaltenen Chemoreceptoren zum Vorschein: erstens während der Sauerstoffatmung des Menschen im späteren Teil des überschießenden Atemvolumens, wenn die anfängliche Kohlensäureretention schon beseitigt ist; zweitens in der Nachdauer der Atmungssteigerung bei Tier und Mensch, wobei die Nachdauer der zentralen Erregung die Nachdauer der reflektorischen Erregung völlig überdeckt.

4. Die Reaktion des arteriellen Blutes erfährt bei Tieren mit erhaltener Chemoreceptorenfunktion während der Sauerstoffatmung eine deutliche Verschiebung nach der sauren Seite. Sie beruht im wesentlichen auf einer Kohlensäureretention im Blut, daneben auf einer stärkeren Basenbindung an das Oxyhämoglobin. Nach Ausschaltung der Chemoreceptoren ist sie nur gering und allein durch die Zunahme des Oxyhämoglobins bedingt. In der hyperpnoischen Nachperiode wird stets eine alkalotische Reaktionsverschiebung beobachtet.