Zusammenfassung
Unter 150 Schädeltraumen nach stumpfer Gewalteinwirkung lagen in 29 Fällen Läsionen im Balken vor. 9 von 29 Patienten starben innerhalb der ersten Stunde nach dem Unfall, bei den übrigen 20 Patienten betrug die Überlebenszeit Stunden, Tage und Monate; bei 16 lag eine Schädelfraktur vor. Als primär-traumatische Veränderungen fanden sich in ventrikelnahen Balkenteilen perivasculäre Blutungen mit lamellärer Aufsplitterung der Gefäßwände und Gefäßrupturen. Außerdem bestanden Gewebeeinrisse in der dorsalen, unterhalb der Falx gelegenen Balkenetage. Die bevorzugte Lokalisation der rhektischen Blutungen in Ventrikelnähe wird physikalisch analog den Rindenprellungsherden durch den negativen Druck, der bei sagittaler Gewalteinwirkung im Ventrikelsystem auftritt (sogenannter „innerer Contre-coup-Effekt“), die Einrisse in den dorsalen Balkenetagen durch Zugkräfte und dadurch bedingte seitliche Dehnung, erklärt.
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Schacht, L., Minauf, M. Zentrale Hirnschäden nach Einwirkung stumpfer Gewalt auf den Schädel. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift f. d. ges. Neurologie 207, 416–427 (1965). https://doi.org/10.1007/BF00361232
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