Zusammenfassung
Es wird über serologische Untersuchungen berichtet, die in Form von Komplementbindungs-Reaktionen mit verschiedenartigen Hirnextrakt-antigenen bei 70 organischen Erkrankungen des ZNS im Serum und zum Teil im Liquor durchgeführt wurden. Eine vergleichende Gegenüberstellung der serologischen Befunde zu gleichzeitig durchgeführten elektrophoretischen Serum- und Liquoranalysen läßt ein auffälliges Koinzidieren des Sachs-Steiner-Antikörpers mit einer Vermehrung der α- und β-Globuline im Liquor erkennen. Aus diesen Beobachtungen wird die hypothetische Auffassung entwickelt, daß es sich bei der S.-St.-Antikörperbildung um eine sekundäre Abwehrreaktion des Organismus gegen Abbauprodukte von Hirngewebe — möglicherweise der Markscheiden-substanz — handelt. Ein Anhalt dafür, daß hier ein für die Entmarkungs-encephalomyelitiden spezifischer Vorgang vorliegt, wird ebensowenig gesehen wie eine primär ursächliche Bedeutung des im Serum auffindbaren S.-St.-Antikörpers für den eigentlichen Demyelinisierungsprozeß.
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Die Laboruntersuchungen, bei denen mir Herr Kollege Dr. D. Habeck in dankenswerter Weise geholfen hat, wurden mit Unterstützung der Gesellsch. z. Förderung der Westf. Wilhelm-Universität durchgeführt.
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Delank, H.W. Über die humorale Antikörperbildung gegen Hirngewebsextraktivstoffe bei Entmarkungsencephalomyelitiden und anderen organischen Hirnerkrankungen. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift f. d. ges. Neurologie 195, 383–392 (1957). https://doi.org/10.1007/BF00353731
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