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Die tagesrhythmischen Schwankungen der Stimmung und des Antriebes beim gesunden Menschen

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Zusammenfassung

400 gesunde Personen (50 Ärzte, 50 Medizin- und 50 Theologiestudenten, 50 männliche und 50 weibliche Angestellte, 50 Arbeiter und 50 Arbeiterinnen, 50 Landwirte), nach tageszeitlichen Schwankungen von Stimmung und Antrieb befragt, kamen zur Auswertung.

Ergebnisse

  1. 1.

    Tagesrhythmische Schwankungen von Stimmung und Antrieb kennen 52% der Fälle (Rhythmiker). 39% kennen keine an die Tageszeit oder Situation gebundenen Schwankungen von Stimmung und Antrieb (Arhythmiker). 9% sehen den Wechsel von Stimmung und Antrieb nur durch In- und Umweltereignisse bestimmt (reaktiv-wechselhaft Gestimmte). — Ein Drittel aller Fälle sind Abendtypen, d. h. Menschen mit abendlichem Stimmungs- und Antriebshoch und morgendlicher Erwachensflaute; ein Fünftel sind Morgentypen mit umgekehrtem Stirnmungs- und Antriebshoch.

  2. 2.

    Es wird versucht, Beziehungen zwischen den einzelnen Rhythmustypen und der Art der Lebensweise und Tätigkeit in Erfahrung zu bringen. Beim Vergleich von Handarbeitern, Geistesarbeitern und Angestellten findet sich ein wesentlicher Unterschied im Vorkommen von Arhythmikern zwischen Handarbeitern (49%) auf der einen, Geistesarbeitern (30%) und Angestellten (36%) auf der anderen Seite. Weiterhin differiert die Häufigkeit der Abendtypen wesentlich zwischen den Geistesarbeitern (46%) und Handarbeitern (26%), wie auch zwischen den Geistesarbeitern und Angestellten (29%). Ähnliche wesentliche Unterschiede bestehen bei der Untergruppe der extremen Abendtypen. Die Häufigkeit der Morgentypen differiert wesentlich zwischen den Angestellten (28%) auf der einen, den Geistesarbeitern (14%) und Handarbeitern (14%) auf der anderen Seite; der Unterschied zeigt sich vornehmlich bei den leichten Morgentypen.

  3. 3.

    Beziehungen der Morgenflaute zu den Faktoren des Schlafquantums, der Einschlaf- und Erwachenszeit, des subjektiven Schlafdefizits und des verzögerten Hellwachwerdens wurden untersucht. Das Schlafquantum ist nur bei den ausgeprägten Morgentypen etwas höher. Bei einem, unter weitmöglichem Ausschluß soziologischer Einflüsse, aufgestellten Vergleich größeren und geringeren Schlafquantums, früherer und späterer Aufsteh- und Einschlafzeiten tritt keine wesentliche Bevorzugung eines bestimmten Rhythmustypus zutage. Ein subjektives Schlafdefizit wird von den Arhythmikern (ein Viertel der Fälle) wesentlich seltener als von den reaktiv-wechselhaft Gestimmten und Abendtypen (knapp die Hälfte der Fälle) auch wesentlich seltener als von den Morgentypen (ein Drittel der Fälle) berichtet; von den extremen Morgentypen weit seltener als von den extremen Abendtypen. Sofort hellwach am Morgen fühlen sich Arhythmiker und Morgentypen wesentlich häufiger als die Abendtypen. Eine deutliche Verzögerung des morgendlichen Hellwachwerdens berichten die Abendtypen (20%) wesentlich häufiger als Arhythmiker (8%) und reaktiv-wechselhaft Gestimmte (8%), und wesentlich häufiger als die Morgentypen (1%). — Beziehungen zur Tagesschwankung endogen Depressiver werden kurz diskutiert.

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Hampp, H. Die tagesrhythmischen Schwankungen der Stimmung und des Antriebes beim gesunden Menschen. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift f. d. ges. Neurologie 201, 355–377 (1961). https://doi.org/10.1007/BF00352693

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