Zusammenfassung
Es werden an Hand von 3 entsprechenden Beobachtungen die letzten Stadien des Sprachverfalles einer Analyse unterzogen. Dabei zeigt sich, daß die artikulierte Struktur der Sprache allmählich verschwindet, daß Interjektionen und schließlich sinnlose Silben die Worte mit Bedeutungsgehalt ersetzen und daß endlich auch diese verschwinden, um lediglich einem einförmigen Rhythmus Platz zu machen, der gelegentlich sogar selbst jedes Lautes entäußert wird und als Klonus der Sprachorgane übrigbleibt. Der Inhalt der Sprache geht gänzlich verloren und nur ihr äußeres Gerüst bleibt noch bis zum Ende erhalten, wobei das musische Element das artikulatorische lang überlebt. Die von Ribot aufgestellte Skala des Sprachverfalles kann man demnach noch erweitern. Zwischen. Sprachentwicklung und Sprachverfall besteht eine spiegelbildliche Ähnlichkeit. Die anatomische Grundlage eines so weitgehenden Sprachabbaues aber ist der Funktionsverfall des gesamten Sprachfeldes.
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Leischner, A. Über den Verfall der menschlichen Sprache. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift Neurologie 187, 250–267 (1951). https://doi.org/10.1007/BF00341660
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