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Insulinschockbehandlung und Konstitution

Insulintoleranz und Krampfbereitschaft bei 487 weiblichen Patienten

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Zusammenfassung

Nachdem wir unlängst unter Auswertung eines Materials von 330 männlichen Patienten die verschiedene Insulintoleranz und Krampfbereitschaft der Kretschmerschen Konstitutionstypen an Hand der Insulinschockbehandlung ermittelt hatten, nahmen wir uns jetzt auch derjenigen Patientinnen an, die in der Zeit von 1937–1948 eine Insulin-schockbehandlung durchgemacht hatten. Zusammen mit diesen 487 weiblichen Patienten verfügen wir jetzt also über ein Gesamtmaterial von 817 Fällen, Die Frauen zeigten im wesentlichen genau die gleichen konstitutionsbedingten Unterschiede hinsichtlich Insulintoleranz und Krampfbereitschaft wie die Männer.

Insulmtoleranz

Die leptosornen Frauen benötigen ebenfalls im Durchschnitt wesentlich geringere Mengen Insulin zum hypoglykämischen Schock als die pyknischen Frauen, welche über eine hohe Insulintoleranz verfügen. Die athletisch gebauten Frauen liegen mit ihren durchschnittlichen Schockdosen zwischen den Leptosomen und Pyknikern. Die Dysplastiker besitzen — wie die Leptosomen — durchschnittlich eine nur geringe Insulintoleranz, während sich die pyknischathletischen Mischtypen als ganz besonders insulintolerant erweisen. Die Unterschiede gelten für die erste Schockdosis ebenso wie für die maximale und minimale Schockdosis während der weiteren Kur. In nur beschränktem Umfang ist die Schockdosis vom Körpergewicht und dem Alter der Patientinnen abhängig; die konstitutionellen Faktoren sind jedenfalls von viel größerem Einfluß. Innerhalb jeder Alters- und Gewichtsklasse liegt die Insulintoleranz der Pykniker ganz wesentlich über derjenigen der Leptosomen und Dysplastiker. Letzten Endes hängt die verschieden stark ausgeprägte Insulintoleranz mit dem jeweiligen Funktionszustand des vegetativen und endokrinen Apparates zusammen; auch fermentative Faktoren spielen eine Rolle. Die konstitutionellen Unterschiede bei der Insulinschockbehandlung erklären sich in Übereinstimmung mit zahlreichen anderen Belastungsversuchen und klinisch-statistischen Resultaten so, daß die Pykniker über stärkere ergotrope Gegenregulationen und ein besser funktionierendes Adrenalinsystem (Sympathicus) verfügen als die vorwiegend trophotropen (vagisch) eingestellten Leptosomen. Die Umschaltung von der ergotropen Regulationsweise des Kindes („Energie-Verschwendung“) auf die mehr trophotrope des Erwachsenen („Spar-brennerwirkung“) erfolgt, sowohl bei den männlichen als auch bei den weiblichen Leptosomen um das 20. Lebensjahr herum. Die Pykniker zeigen dagegen bis zum 40. Lebensjahr relativ kräftige ergotrope Gegenregulationen und schalten dann erst nachhaltig auf die trophotrope Regulation um.

Hinsichtlich der erhöhten Toleranz der pyknisch-athletischen Legierungen wird an die Untersuchungen Hoehnes erinnert, der ganz allgemein bei den Mischtypen eine vermehrte Resistenz und Anpassungs-fähigkeit nachweisen konnte. (Die reinen Typen sind als die am meisten spezialisierten und domestizierten Konstitutionen massiven Belastungen am wenigsten gewachsen.)

Krampfbereitschaft

Bei athletisch gebauten Frauen und solchen mit athletischen Einschlägen treten während der Insulinschockbehandlung wesentlich häufiger cerebrale Krampfanfälle auf, als bei den anderen Konstitutionen. Es folgen die Dysplastiker und Leptosomen, schließlich die Pykniker und die un charakteristischen Mischformen. Die Krampfbereitschaft der Athletiker ist rund dreimal größer als die der Pykniker, wofür vor allem Unterschiede im Mineral- und Wasserhaushalt verantwortlich zu machen sind. Auch in dieser Beziehung besteht also eine Übereinstimmung mit dem männlichen Patienten-material.

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Winkler, W., Vogel, E. Insulinschockbehandlung und Konstitution. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift Neurologie 182, 419–438 (1949). https://doi.org/10.1007/BF00340254

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