Licht- und elektronenmikroskopische Untersuchungen am menschlichen Hoden und Nebenhoden

Zusammenfassung

• a) Die Tunica propria des Samenkanälchens des reifen menschlichen Hodens besteht aus drei Schichten:

• 1. Dem samenbildenden Epithel liegt unmittelbar die Basalmembran an, die sich lichtmikroskopisch als stark PAS-positiv erweist. Elektronenmikroskopisch besteht sie aus dichter feingranulärer Substanz.

• 2. Der Basalmembran schließt sich eine helle Schicht an, die nur schwach PAS-positiv reagiert, arm an kollagenen Fasern ist und keine Bindegewebszellen enthält. Elektronenmikroskopisch läßt diese Schicht nur spärliche feingranuläre Substanz erkennen. Die ebenfalls spärlich eingestreuten Bündel kollagener Fibrillen sind mit ihrer Längsachse parallel zur Längsrichtung des Samenkanälchens ausgerichtet.

• 3. Als dritte Schicht folgt auf die helle Schicht die äußere dunkle Zone, die eine kräftige PAS-Reaktion ergibt und zahlreiche Fibrozyten und kollagene Fasern enthält. Elektronenmikroskopisch sind durchschnittlich sechs Lagen unregelmäßig angeordneter kollagener Fibrillen auszumachen, die in dichtes feingranuläres Material eingebettet sind. Lang ausgezogene spindelförmige Fibrozyten umgeben das Samenkanälchen zirkulär.

• b) An der Innenfläche der Basalmembran finden sich im elektronenmikroskopischen Bild regelmäßig kleine kolbenartige Gebilde, die in die basalen Abschnitte angrenzender Sertoli-Zellen ragen. Ihre Längsausdehnung beträgt bis zu 1 μ, ihr Querschnitt bis zu 0,4,μ. Sie besitzen eine typische Innenstruktur aus vier bis fünf konzentrisch zum Mittelpunkt des rundlichen „Kolbens“ angeordneten Lamellen, die aus dichter und weniger dichter feingranulärer Substanz bestehen. Derartige kolbige Gebilde finden sich von der Basalmembran losgelöst in abgerundetem Zustand im Inneren von Sertoli-Zellen.

• c) Die interstitiellen Leydigschen Zellen lassen sowohl lichtmikroskopisch nach Zellform und Lipidgehalt als auch elektronenmikroskopisch nach Zahl und Ausbildung von Elementen wie Fetteinschlüssen, Vakuolen, Golgi-System und ergastoplasmatischen Strukturen funktionelle Stadien vermuten. Die Reinkeschen Kristalloide ähneln in ihrem Gitterbau (Abstand der Gitterpunkte 196 Å) den Kristalloiden im Hoden höherer Säuger (z.B. Katze).

• d) Im bindegewebsreichen Interstitium des Nebenhodenkopfes des Menschen imponiert die gleichmäßige Verteilung der kollagenen Fasern und der Fibrocyten, deren Flächenanteil im Schnitt im elektronenmikroskopischen Bild 50% zu 50% beträgt. Das Epithel der Ductuli efferentes läßt elektronenmikroskopisch zwei Zelltypen unterscheiden: helle Elemente mit typischen Kinocilien und Microvilli und dunkle Zellen, deren Apices ebenfalls mit Microvilli besetzt sind. Birnenförmige Vorbucklungen umgewandelter Zytoplasmaanteile an der Oberfläche der dunklen Zellen und rundliche Gebilde gleicher Struktur, die frei im Lumen der Kanälchen liegen, lassen an Abschnürungsvorgänge (sekretorische Tätigkeit) dieses Zelltyps denken.