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Weitere Untersuchungen am neurosekretorischen Zwischenhirn-Hypophysensystem

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Zeitschrift für Zellforschung und Mikroskopische Anatomie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Die Untersuchung des Zwischenhirn-Hypophysensystems von Scylliorhinus caniculus und von verschiedenen, bisher nicht berücksichtigten Rochen (Raja, Dasyatis, Torpedo) ergibt eine innige Durchsetzung der Pars intermedia der Hypophyse mit neurosekretorischen Nervenfasern des Tractus praeoptico-hypophyseus. In Begleitung der Nervenfasern, die sich sowohl mit Chromalaunhämatoxylin als auch mit Fuchsin-Paraldehyd (Gabe 1953) elektiv darstellen lassen, dringen Gliazellen und Gliafasern in das Epithel der Pars intermedia ein (s. auch Hoestmann 1954). Eine organhaft klar abgrenzbare Pars nervosa der Hypophyse liegt somit weder bei Haien noch bei Rochen vor.

    In den Pituicyten wurden weder mit der Chromalaunhämatoxylin-Phloxinfärbung noch der Fuchsin-Paraldehydfärbung dem Neurosekret vergleichbare Einschlüsse nachgewiesen. Eine Identität auch eines Teiles der Pituicyten mit Herringkörpern besteht nicht. Die gegenteiligen Angaben von van de Kamer und Verhagen (1955) werden auf die Anwendung einer ungeeigneten Methode zurückgeführt.

    Den Besitz von Kerneinschlüssen teilen die Pituicyten (Raja clavata) mit der Hinterlappenglia von Didelphys virginiana (s. S. 266) und vom Menschen (Bargmann 1942).

    Es finden sich keine Anhaltspunkte dafür, daß die sog. Herringkörper degenerierte Ganglienzellen oder Reste von degenerierten Nervenfasern darstellen, wie Stöhr jr. (1955) meint. Die sog. Herringkörper sind vielmehr neurosekrethaltige Anschwellungen markhaltiger Nervenfasern des Tractus praeoptico-hypophyseus, deren Kontinuität nicht unterbrochen ist.

  2. 2.

    Die bisher nicht genauer untersuchten Ganglienzellen des Nucleus paraventricularis und supraopticus von Cheloniern sind wie die entsprechenden Elemente von Vertretern anderer Wirbeltiergruppen neurosekretorisch tätig. Ihre Sekretionsprodukte lassen sich gleichfalls mit Chromalaunhämatoxylin elektiv hervorheben. Die von den Zellen des Nucleus paraventricularis ausgehenden marklosen, neurosekrethaltigen Nervenfasern erreichen zum kleineren Teil das Ventrikelependym. In der Hauptsache nehmen sie mit den Portsätzen der Ganglienzellen des Nucleus supraopticus den Weg zur Neurohypophyse.

    Die Ganglienzellen der genannten Kerne weisen verschiedene Bilder der Beladung mit Neurosekret auf. Die Angabe von Diepen (1955), die neurosekretorischen Ganglienzellen „der Schildkröte“ enthielten wenig Sekret, trifft für Testudo graeca, nicht aber für Emys europaea zu. Hier findet man teilweise massive Kolloideinschlüsse in Tröpfchenform. Aus diesem Grunde können die Verhältnisse bei „den“ Schildkröten nicht als Hinweis darauf dienen, daß die Neurosekretbildung an der Peripherie des Neurons erfolgt, wie Spatz annimmt. Neben den mit Chromalaunhämatoxylin färbbaren Einschlüssen treten auch phloxinophile Kolloidkügelchen in den Ganglienzellen von Emys auf.

    Die ventrale Oberfläche des Infundibulum bei den Schildkrötenarten wird von Kapillaren zerklüftet, die aus der Meninx stammen. In diesem Bereich kommen zahlreiche neurosekretorische Fasern in Nachbarschaft der Blutgefäße vor. Mit der Möglichkeit einer Stoffabgabe bereits an dieser Stelle ist zu rechnen. Dem zerklüfteten Abschnitt des Infundibulum legt sich die Pars infundibularis der Adenohypophyse an.

    Auf dem Wege durch die Wandung des langgestreckten schlauchartigen Infundibulum treten die neurosekretorischen Fasern in enge räumliche Beziehung zu den Ependymzellen. Gelegentlich finden sich Neurosekretpartikel in der Ventrikellichtung.

    Der sog. Hinterlappen, eng mit der Pars intermedia verbunden, besteht bei Testudo graeca aus taschenartigen Aussackungen des Infundibulum, während es bei Emys europaea zur Bildung eines kompakten, in Läppchen gegliederten Organs gekommen ist. Die Läppchenzentren nehmen von Ependym ausgekleidete, röhrenartige Fortsetzungen des Lumens des Infundibulum ein. Es sei dahingestellt, ob die unterschiedliche Ausbildung der Neurohypophyse von Land- und Sumpfschildkröte mit den Verschiedenheiten der Lebensweise beider Formen (Wasserhaushalt) in Zusammenhang steht.

  3. 3.

    Die Angaben von Bodian (1951) über die Architektur der Neurohypophyse von Didelphys virginiana werden bestätigt. Beim Opossum wird die schwach ausgebildete Pars intermedia durch Bindegewebe von der Neurohypophyse geschieden. Nur an wenigen Stellen findet sich ein engerer Kontakt zwischen beiden Hypophysenanteilen durch zapfenartige Einsenkungen der Pars intermedia. In den Pituicyten, die vielfach große Kerneinschlüsse besitzen, wurde kein Neurosekret nachgewiesen. Die bei Didelphys stark ausgeprägten Herringkörper erweisen sich entgegen den Angaben von Stöhr jr. (1955) eindeutig als Verdickungen von diencephalen, die ihrer Kontinuität nicht unterbrochenen Nervenfasern.

    Da sowohl die neurosekretorischen Ganglienzellen des Zwischenhirns von Didelphys als auch die teilweise starken Nervenfasern des Tractus supraoptico-hypophyseus — diese sogar in besonderem Maße — und die Palisaden im Endigungsgebiet der neurosekretorischen Bahn Neurosekret enthalten, kann auch das Verhalten des neurosekretorischen Systems von Didelphys nicht als Beispiel für eine Neurosekretbildung an der Peripherie des Neurons herangezogen werden.

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Herrn Prof. Dr. Reinhard Dohrn (Neapel) in Dankbarkeit und Verehrung zum 75. Geburtstage gewidmet.

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Bargmann, W. Weitere Untersuchungen am neurosekretorischen Zwischenhirn-Hypophysensystem. Z. Zellforsch. 42, 247–272 (1955). https://doi.org/10.1007/BF00319285

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