Zusammenfassung
Die Betrachtung von 4 ätiologisch verschiedenen Arten des Geschmacksschwitzens ergab in pathogenetischer Hinsicht 2 verschiedene Formen, die zur krankhaften Manifestation des u. E. physiologisch angelegten, normalerweise unterschwelligen gustosudorischen Reflexes führten: einerseits die Störung der Funktion zentralvegetativer, dem Reflex zugeordneter Neuronengruppen durch diffuse hirnorganische Prozesse mit Thalamusaffektion oder durch eine bestimmte anlagemäßige partielle Regulationsschwäche, andererseits das Zusammenwirken eines peripheren Irritationsmoments mit einem zentralnervösen Dekompensationsvorgang, bei dem langdauernder Affektdruck von Bedeutung erscheint. Lokalisatorisch konnte bei der ersten Entstehungsart die beidseitig-symmetrische Form von der einseitig-umschriebenen bzw. diffusen Form bei dem 2. Entwicklungsmodus unterschieden werden. Bei dem unilateralen Geschmacksschwitzen wurde durch Schweißversuche nach Minor eine gleichlokalisierte Störung sympathischer Funktion nachgewiesen, womit die durch Messung elektrischen Hautwiderstandes erzielten Ergebnisse Haxtons bestätigt werden konnten.
Bei Hypnoseversuchen konnte die Dämpfung und die suggestive Auslösung der Schweißsekretionsstörung demonstriert werden.
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Herrn Professor Dr. F. A. Kehrer zur Vollendung seines 75. Lebensjahres gewidmet.
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Bepperling, W. Zur Pathogenese des Geschmacksschwitzens. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilkunde 179, 200–216 (1959). https://doi.org/10.1007/BF00243854
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