Zusammenfassung
Die Arbeit gibt einen kurzen klinischen Überblick und einen detaillierten pathologisch-anatomischen Bericht über 5 in den Jahren 1950/51 von uns beobachtete Fälle von nicht rubrizierbaren encephalitischen Krankheitsbildern. Während 1 kindlicher Fall mit großer Wahrscheinlichkeit dem Krankheitsbild der „subakuten sklerosierenden Leukoencephalitis“ nach van Bogaert zugeordnet werden kann, muß in den anderen 4 Fällen die Diagnose eines „panencephalitischen Prozesses unbekannter Ätiologie“ noch unbefriedigend bleiben. Als wesentliche Besonderheiten bieten die vorgetragenen Fälle eine außerordentliche Diskrepanz der Erkrankungsdauer und des klinischen Bildes. Histopathologisch finden sich in allen Fällen neben den mesenchymal-gliösen entzündlichen Veränderungen Nervenzelluntergänge und ein allerdings stellenweise diskreter mobiler Fettabbau. Eine vermutlich als Komplikation einer Q-Pneumonie anzusehende Panencephalitis ist bemerkenswert wegen ihrer sich über 5 Jahre hinziehenden chronischen Verlaufs und der resultierenden hochgradigen Hirnatrophie. Ein weiterer Fall erhält seine Bedeutung durch einen außergewöhnlich starken Befall der bulbären Kerngebiete, verbunden mit einem ausgedehnten Nervenzelluntergang in der unteren Olive. Hier ist der encephalitische Prozeß im Anschluß bzw. kombiniert mit einer chronischen Schwefelkohlenstoffvergiftung aufgetreten. Die beiden restlichen Fälle nehmen innerhalb des panencephalitischen Formenkreises gewisse Randstellungen ein, wobei der eine sich der van Bogartschen Encephalitis nähert, der andere mehr den akut tödlich verlaufenden Fällen der Encephalitis B. japonica entspricht.
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Herrn Prof. Dr. J. Hallervorden zum 70. Geburtstag in Verehrung gewidmet.
Mit 7 Textabbildungen.
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Kersting, G. Beitrag zur Frage der Panencephalitis. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilkunde 168, 464–484 (1952). https://doi.org/10.1007/BF00218538
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