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Künstliche Paradiese ? Betrachtungen zur Welt der elektronischen Medien — und zu anderen Welten

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Weltbilder Wahrnehmung Wirklichkeit

Zusammenfassung

Die Menschen träumen vom Paradies. Dieser Traum ist ein doppelter: rückwärts bezieht er sich auf einen verlorenen Zustand vom Anbeginn der Zeiten, vorwärts zielt er auf einen neuen, utopischen Glückszustand, auf ein neues Paradies, das durch die menschliche Geschichte erreicht werden soll. Von Heinrich v. Kleist stammt die berühmte Formulierung, daß wir ein zweites Mal ‚von dem Baum der Erkenntnis essen‘ müßten, um das Paradies wiederzugewinnen; dies werde ‚das letzte Kapitel von der Geschichte der Welt‘ sein.1

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Anmerkungen

  1. Heinrich von Kleist: Über das Marionettentheater. In: ders.: Sämtliche Werke und Briefe. München 1987, Bd. 2, S. 338–345, hier S. 345.

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  2. Marshall McLuhan: Die magischen Kanäle. Understanding Media. Düsseldorf 1968, S. 90.

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  5. Ebd., S. 89.

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  6. Francis Bacon: Neues Organ der Wissenschaften (übers. und hrsg. von Anton Theobald Brück). Darmstadt 1974, S. 22.

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  8. Boethius: Trost der Philosophie (hrsg. und übers. von Ernst Gegenschatz und Olof Gigon). Zürich 1949, S. 262 f. (5. Buch, 6.p.).

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  9. Charles Baudelaire: Les paradis artificiels. Paris 1860.

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  10. Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft. A 334 und 506.

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  11. Vgl. zum epistemologischen Interpretationsbegriff: Günter Abel: Interpretationswelten. Gegenwartsphilosophie jenseits von Essentialismus und Relativismus. FrankfurtM. 1993.

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  12. Rorty beispielsweise sagt, daß es Wirklichkeit nur als „Wirklichkeit-unter-einerBeschreibung“ gibt (Richard Rorty: Der Spiegel der Natur. Eine Kritik der Philosophie. Frankfurt/M. 1981, S. 409) Ähnlich erklärt Goodman, daß wir „bei allem, was beschrieben wird, auf Beschreibungsweisen beschränkt” sind (Nelson Goodman. Weisen der Welterzeugung. Frankurt/M. 1984, S. 15).

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  13. Vgl. Friedrich Nietzsche: Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne. In: ders.: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden (hrsg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari). München 1980, Bd. 1, S. 873–890.

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  14. Vgl. Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Einleitung. In: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg und Würzburg 1807.

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  15. So der Grundgedanke der Kritik der reinen Vernunft von 1781.

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  16. Geradezu emblematisch kommt dies - pars pro toto - in Descartes’ Erhebung des stocktastenden Blinden zum Modell des Sehenden zum Ausdruck (vgl. René Descartes: La Dioptrique,6. Diskurs: Vom Sehen. In: OEuvres,ebd., Bd. VI, S. 130–147).

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  17. Die letzten Dinosaurier der Gutenberg-Galaxis […] drohen auszusterben“. (Norbert Bolz: Chaos und Simulation. München 1992, S. 135) - Differenzierter äußert sich dagegen Kittler: „Neue Medien machen alte nicht obsolet, sie weisen ihnen andere Systemplätze zu”. (Friedrich Kittler: Geschichte der Kommunikationsmedien. In: Jörg Huber und Alois Martin Müller (Hrsg.): Raum und Verfahren [Interventionen 2]. Basel 1993, S. 169–188, hier S. 178.

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  18. Die euphorische Umkehrung von Postmans Einseitigkeit ist nicht weniger falsch als dessen Kassandra-Pathos.

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  19. Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse. In: ders.: Werke in 20 Bänden. Frankfurt/M. 1986, Bd. 7, S. 26.

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  20. Ein Beispiel; „Der Mediatext […] vergißt die Dialektik und sucht die Ekstase, weil er sich als Teil der Medien versteht. […] Sein mitreißender Wille zum Text wendet auf alle Begriffe und Informationen, die vorbeigeweht kommen, systematisch Willkür an.“ (Agentur Bilwet: Medien Archiv. Bensheim 1993, S. 15).

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  21. Wie perfekt hätte beispielsweise Yves Tanguy mit dem heutigen elektronischen Equipment seinen Visionen Gestalt verleihen können!

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  22. Woraus übrigens folgt, daß der digitale Analphabet, der bloß analoge PC-Benutzer, auch im Recht ist; ihm fehlt tatsächlich nichts.

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  23. Das Digitale kann sich nur flach ausbreiten.“ (Holger van den Boom: Digitaler Schein oder der Wirklichkeitsverlust ist kein wirklicher Verlust. In: Florian Rötzer (Hrsg.): Digitaler Schein. Ästhetik der elektronischen Medien. Frankfurt/M. 1991, S. 183–204, hier S. 203).

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  24. Vgl. Jacques Derrida: De la grammatologie. Paris 1967 (dt. Grammatologie. FrankfurtM./M 1974) sowie Gilles Deleuze: Différence et répétition. Paris 1968 (dt. Differenz und Wiederholung, München 1992 ).

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  25. Vgl. Derrida: Grammatologie,ebd., S. 23.

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  26. Brief an Heinrich Köselitz, Ende Februar 1882 (Friedrich Nietzsche: Sämtliche Briefe. Kritische Studienausgabe in 8 Bänden (hrsg. von Giorgio Colli u. Mazzi-no Montinari), München 1986. Bd. 6, S. 172.

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  27. Eric A. Havelock: Preface to Plato. Cambridge, Mass. 1963.

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  28. Vgl. Derrick de Kerckhove: Cyberdesign - Interaktion mit virtuellen Realitäten. In: Arnica-Verena Langenmaier (Hrsg.): Das Verschwinden der Dinge. Neue Technologien und Design. München 1993, S. 32–58, hier S. 52.

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  29. Die Zeitkategorie der Zukunft wird abgeschafft und durch die der erstreckten Gegenwart ersetzt.“ (Helga Nowotny: Eigenzeit. Entstehung und Strukturierung eines Zeitgefühls. Frankfurt/M. 1989, S. 53).

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  30. Vgl. Hans Magnus Enzensberger: Das Nullmedium oder Warum alle Klagen fiber das Fernsehen gegenstandslos sind. In: ders.: Mittelmaß und Wahn. Gesammelte Zerstreuungen. Frankfurt/M. 1988, S. 85–103, hier S. 91.

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  31. Vgl. Joshua Meyrowitz: Die Fernsehgesellschaft. Wirklichkeit und Identität im Medienzeitalter. Weinheim 1987.

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  32. Zitiert nach: Hans Ulrich Reck: Imitieren? Klar, immer. Aber wie? In: Basler Magazin, Nr. 47, 25. 11. 1989, S. 1–5, hier S. 2. Vgl. meine Analyse in: Ästhetisches Denken. Stuttgart 1990, S. 22.

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  33. Ebd., S. 2.

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  34. Die Restaurierung von Michelangelos Fresken in der Cappella Sistina wurde bezeichnenderweise von einer Fernsehgesellschaft (Nippon Television Network Corporation) gesponsert - die Fresken sind denn auch vollendet telegen wieder erstanden.

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  35. Vgl. hierzu die aufschlußreichen Ausführungen von Florian Rötzer: Ästhetische Herausforderungen von Cyberspace. In: Raum und Verfahren,ebd., S. 29–42, hier S. 41 f., sowie ders.: Virtuelle und reale Welten. In: Florian Rötzer und Peter Weibel (Hrsg.): Cyberspace. Zum medialen Gesamtkunstwerk. München 1993, S. 81–113, insbes. S. 106.

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  36. Nichts hindert, daß bestimmte wohlgeordnete Träume sich unserem Geist darbieten, die von uns für wahr gehalten werden und es vom Standpunkt der Praxis wegen ihrer durchgängigen Übereinstimmung auch sind.“ […] „Ja wollte man selbst das ganze Leben nur einen Traum und die sichtbare Welt nur ein Trugbild nennen, so würde ich meinerseits doch behaupten, daß dieser Traum oder dies Trugbild genügende Realität besitzt, wenn wir nur bei rechtem Gebrauch unserer Vernunft von ihm niemals getäuscht werden.” (Gottfried Wilhelm Leibniz: Über die Methode, reale Phänomene von imaginären zu unter scheiden. In: ders.: Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie. Hamburg 1966, Bd. 2, S. 123–128, hier S. 126 bzw. S. 125). Borges’ Erzählung Die kreisförmigen Ruinen,in der ein Mann einen Jüngling an einem anderen Ort so präzis erträumt, daß dieser real wird - und es gibt eindeutige Berichte für den Erfolg -, endet mit einer Feuerprobe, die den Traumschöpfer zu der überraschenden Erkenntnis führt, daß auch er sich der Traumtätigkeit eines anderen verdankt: „Erleichtert, beschämt, entsetzt erkannte er, daß auch er nur ein Scheinbild war, daß ein anderer ihn erträumte.“ (Jorge Luis Borges: Die kreisförmigen Ruinen. In: ders.: Sämtliche Erzählungen. München 1970, S. 171–177, hier S. 177).

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  37. Noch einmal stoßen wir also auf eine Kongruenz zwischen den Erfahrungsweisen, welche die neuen elektronischen Medien vermitteln, und zentralen philosophischen Theoremen der Gegenwart. Zuvor hatte ich dies hinsichtlich der antihierarchischen Ontologie der Medien sowie hinsichtlich der Medialität des Denkens dargelegt; jetzt hat es sich hinsichtlich der Einsicht in den prinzipiell konstruktivistischen Charakter von Wirklichkeit noch einmal gezeigt. Der Medienerfahrung kommt aufklärende Wirkung für die Philosophie und darüber hinaus zu.

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  38. Bezeichnenderweise ist der konstruktivistische Charakter von Wirklichkeit - nach den genannten philosophischen Vorbereitungen - in den letzten Jahrzehnten gerade von einer Richtung ausgearbeitet worden, die sich `Konstruktivismus’ nennt und die von vornherein in intensivem Kontakt mit der Kybernetik stand.

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  39. Vgl. Wolfgang Welsch: Das Ästhetische–eine Schlüsselkategorie unserer Zeit? In: Wolfgang Welsch (Hrsg.): Die Aktualität des Ästhetischen. München 1993, S. 13–47.

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  40. Medien können zwar universal, aber nicht total sein. Oder anders: Es kann zwar umfassende, aber nicht vollständige Medien geben.

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  41. Botho Strauß: Die Erde ein Kopf Rede zum Büchner-Preis 1989. In: DIE ZEITNr. 44, 27. 10. 1989, S. 65f., hier S. 65.

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  42. Vgl. Jean-François Lyotard: Ob man ohne Körper denken kann. In: ders.: Das Inhumane. Plauderein über die Zeit. Wien 1989, S. 23–49.

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  43. Vgl. Hubert L. Dreyfus:Die Grenzen künstlicher Intelligenz. Was Computer nicht können. Frankfurt/M. 1985.

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  44. Vgl. Paul Virilio: Verhaltensdesign: Vom Übermenschen zum überreizten Menschen. In: Das Verschwinden der Dinge, ebd., S. 73–95, sowie Jean Baudrillard: Überleben und Unsterblichkeit. In: Paragrana. Internationale Zeitschrift für Historische Anthropologie, Bd. 3, 1994/1, S. 95–111. Mit ähnlicher Zielrichtung hat Dietmar Kamper den Körper als Kritikorgan des fortschreitenden Zivilisationsprozesses gewürdigt (Vgl. Dietmar Kamper: Die Wiederkehr des Körpers. Notizen zu einer Bestandsaufnahme des Zivilisationsprozesses. In: ders.: Zur Geschichte der Einbildungskraft. München 1981, S 39–46 ).

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  45. Sten Nadolny: Die Entdeckung der Langsamkeit. München 1983.

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  46. Peter Handke: Versuch über die Müdigkeit. Frankfurt/M. 1989.

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  47. Stephen Toulmin:Cosmopolis. The hidden agenda of modernity. New York 1990.

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  48. Vgl. Stephen Toulmin:Kosmopolis. Die unerkannten Aufgaben der Moderne. Frankfurt/M. 1991, S. 13, 49, 27–80.

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  49. Ebd., S. 13.

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  50. Vgl. ebd., S. 280.

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Welsch, W. (1995). Künstliche Paradiese ? Betrachtungen zur Welt der elektronischen Medien — und zu anderen Welten. In: Baacke, D., Röll, F.J. (eds) Weltbilder Wahrnehmung Wirklichkeit. Schriftenreihe der Gesellschaft für Medien und Kommunikationskultur in der Bundesrepublik e. V., vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11825-1_4

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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