Zusammenfassung
George Orwell hatte wohl doch Unrecht. Wir leben nicht in einem Überwachungsstaat. Wir werden zwar oft überwacht, häufiger als unsere Väter und Mütter. Wir sind aber nicht — wie Detlef Noala in seinem in diesem Band abgedruckten Beitrag ausführt — (vgl. 120)1 der steten Aufmerksamkeit einer Autorität ausgesetzt. Eine Vielzahl von verschiedenen Interessenten beobachtet uns oder lässt uns beobachten: der Tankstellenpächter, private Sicherheitsdienste, Eigner von Warenhäusern, die Polizei. Und deren Mittel, unser Verhalten zu steuern, bestehen nicht nur aus negativen Sanktionen. Es gibt andere Möglichkeiten: die Verinnerlichung von Normen bekanntlich und Verlockungen — Pazifizierungen durch Befriedigung uns angesonnener Bedürfnisse oder durch Scharfmachen, das uns dazu bringt, den öden, gut bezahlten Job durchzuhalten. So wollen wir oft das, was wir sollen. Reinhard Kreissl hebt in dem Beitrag, der in diesem Band abgedruckt wird, die verhaltenssteuernden Funktionen der Verlockungen hervor. In schöner Gleichnishaftigkeit wird die Entwicklung bestimmter Sektoren sozialer Kontrolle als ein Ersetzen des Panoptikums durch die Anlage eines Club Mediterrané beschrieben. Die Kontrollunterworfenen werden zu Kunden, die Kontrolleure zu Animateuren. Sie stehen einander ziemlich gleichberechtigt gegenüber, verhandeln miteinander. Nur weniges wird erzwungen, und dies Wenige entgeht der Aufmerksamkeit vieler, weil anderes lockt.
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Literatur
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Peters, H. (2000). Soziale Kontrolle. In: Peters, H. (eds) Soziale Kontrolle. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11405-5_2
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