Zusammenfassung
Die Bezeichnung Jugoslawien bildete sich stufenweise im 19. Jh. heraus, und zwar über die adjektivische Form. Das Attribut jugoslawisch konnte damals noch weniger als später für sich alleine stehen. Seine Abhängigkeit von realen nationalen Bezeichnungen, die eigentlich zu den historischen Nationen Bulgariens, Kroatiens und Serbiens gehörten, war offenkundig. Diese Nationen hatten ebenso wie die staatenlosen Slowenen und die umkämpften Bosniaken, Montenegriner und Makedonier vieles gemeinsam, doch es gab auch triftige Unterschiede zwischen ihnen. Das jugoslawische Dilemma lässt sich auf die Wahl zwischen dem Allgemeinen und dem Besonderen reduzieren. Wie jede Idee, die eine Interessengemeinschaft verkündet, etwa die Idee der europäischen Einheit, ging auch die jugoslawische Idee auf reale oder eingebildete äußere Bedrohungen zurück; als die Bedrohungen von innen kamen, geriet sie hingegen ins Wanken. Bei genauerer Betrachtung des jugoslawischen Projekts zeigt sich, dass die Idee der südslawischen Einheit und Wechselbeziehung oft unbewusst von Nichtslawen vorangetrieben und von den Südslawen selbst hintertrieben wurde.
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Literatur
Eine Einführung in die Geschichte der südslawischen nationalen Ideologien und der Politik im ersten jugoslawischen Staat gibt Ivo Banac, The National Question in Yugoslavia: Origins, History, Politics, Ithaca, N.Y. 1984. In dem Buch findet sich eine ausführliche Bibliographie insbesondere neuerer Forschung; es liegt auch in kroatischer Übersetzung vor (Nacionalno pitanje u Jugoslaviji, Zagreb 19952).
Ferner: Wolf Dietrich Behschnitt, Nationalismus bei Serben und Kroaten 1830–1914. Analyse und Typologie der nationalen Ideologie, München 1980.
Zum Ersten Weltkrieg: Robert A. Kann, Das Nationalitätenproblem der Habsburgermonarchie. Geschichte und Ideengehalt der nationalen Bestrebungen vom Vormärz bis zur Auflösung des Reiches im Jahre 1918, 2 Bde. Graz, Köln 1964;
Hugh Seton-Watson, R. W. Seton-Watson and the Last Years of Austria-Hungary, Seattle 1981;
Dimitrije Djordjevic (Hg.), The Creation of Yugoslavia, 1914–1918, Santa Barbara und Oxford 1980.
Über die Geschichte des Jugoslawischen Komitees: Milada Paulová, Jugosla-venski odbor, Zagreb 1925.
Zum ersten Jugoslawien ist- abgesehen von Gesamtdarstellungen der westlichen Südosteuropa-Historiker — das Gros von Einzelstudien meist nur in Kroatisch oder Serbisch zugänglich. Daraus umfassen auch einen weiteren geschichtlichen Abschnitt: Dragoslav Janković, „Niška deklaracija. Nastajanje programa jugoslovenskog ujedinjenja u Srbiji 1914”. Godine, Istorija XX veka: zbornik radova 10, Belgrad, 1969
(S. 8–21); Bogdan Krizman, Raspad Anstro-Ugarske i stvaranje jugoslavenske države, Zagreb 1977 sowie ders.: Hrvatska u Prvom Svjetskom ratu: Hrvatsko-srpski politički odnosi, Zagreb 1989; ferner: Vanjska politikajugoslavenske države 1918–1941, Zagreb 1975; besonders zu empfehlen ist die lebhaft geschriebene Chronologie der Ereignisse ab der Mitte des 19. Jh. — mit dem Schwerpunkt Kroatien — bis 1929 von Josip Horvat, Političkapovijest Hrvatske, 2 Bde. Zagreb 19902. Über die Slowenische Volkspartei: Momčilo Zečević, Slovenska ljudska stranka ijugoslovensko ujedinjenje 1917–1921. OdMajske deklaracije do Vidovd-anskog ustava, Belgrad 1973;
Über die (bosnischen) Muslime: Atif Purivatra, Jugoslavenska muslimanska organizacija upolitičkom životu Kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca, Sarajevo 1974
sowie Mustafa Imamović, Historija Bošnjaka, Sarajevo 1997.
Ein Kurzportrait von Stjepan Radić: Dunja Melčić, „Stjepan Radić“, in: Politische Morde. 17 Fälle des 20. Jahrhunderts, hg. von Werner Raith/Thomas Schmid, Göttingen 1996.
Zur Königsdiktatur: Svetozar Pribitchevitch, La dictature de roi, Paris 1933 (in kroatischer Übersetzung: S. Pribićević, Diktatura kralja Aleksandra, Zagreb 1990.);
Aufschlussreich sind die Erinnerungen, die Vladko Maček in der amerikanischen Emigration geschrieben hat: V. Maček, In the Struggle for Freedom, New York 1957. Speziell zu den Anfangen der Ustaschabewegung: Bogdan Krizman, Ante Pavelić i ustaše, Zagreb 1978; Kenntnisreich und gut dokumentiert: Ljubo Boban, Maček i politika HSS, 1928–1941, 2 Bde. Zagreb 1974.
Über die Zeit nach der Ermordung Aleksandars: J.B. Hoptner, Yugoslavia in Crisis, 1934–1941, New York 1963.
Speziell zum Abkommen zwischen Cvetković und Maček: Ljubo Boban, Sporazurn Cvetković-Maček, Belgrad 1965.
Über die Kommunisten und deren innere Konflikte: Ivo Banac, With Stalin against Tito: Cominformist Splits in Yugoslav Communism, Ithaca, NY 1988;
über die Kontroversen innerhalb der linken Intellektuellen: Stanko Lasić, Sukob na književnoj ljevici 1928–1952, Zagreb 1970.
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Banac, I. (1999). Jugoslawien 1918–1941. In: Melčić, D. (eds) Der Jugoslawien-Krieg. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09609-2_10
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