Zusammenfassung
Offensichtlich ist der Wandel von ethnisch relativ homogenen Gesellschaften zu multi-ethnischen Gesellschaften ein Kennzeichen von Modernisierung. Moderne Gesellschaften zeichnen sich in der Regel durch niedrige Geburtenraten der ansässigen Bevölkerung und einen dadurch verursachten Zuwanderungsbedarf aus. So lag z. B. in den alten Bundesländern die sog. “Nettoreproduktionsrate”1 1996 bei 66%, in den neuen Bundesländern nur noch bei 44% (Enquête-Kommission 1998: 33). Ohne Zuwanderung würde also die nächste Generation nur noch Zweidrittel bzw. weniger als die Hälfte der derzeitigen Elterngeneration umfassen. Diese niedrigen Geburtenziffern erzeugen einen ökonomisch und demographisch bedingten Bedarf an Arbeitsmigranten aus anderen Gesellschaften; denn weder die Wirtschaft noch das soziale Sicherungssystem könnten den dramatischen Bevölkerungsrückgang, der ohne Zuwanderung entstehen wurde, unbeschadet überstehen. In Deutschland hat sich daher das multi-ethnische Segment der Sozialstruktur in den letzten vier Jahrzehnten von ca. 1 Prozent auf mindestens 10 Prozent erweitert. (Rechnet man zu den “Ausländern” noch die Eingebürgerten und die Doppelstaatler hinzu, dann machen die ethnischen Minderheiten derzeit ca. 14–15% der Wohnbevölkerung aus.) Und die Simulationsrechnungen der Demographen lassen die Prognose zu, daß sich der Umfang dieses Segments in den nächsten drei Jahrzehnten mindestens verdoppeln wird (vgl. z. B. Mtünzz / Seifert / Ulrich 1997).
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Geißler, R. (2000). Bessere Präsentation durch bessere Repräsentation. In: Schatz, H., Holtz-Bacha, C., Nieland, JU. (eds) Migranten und Medien. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07794-7_10
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