Zusammenfassung
Das Verhalten von Menschen in Gesellschaft läßt sich mit den Regeln der Zufallswahrscheinlichkeit weder erklären noch verstehen. Allerorten weist die Gesellschaft festgewordene Muster und Strukturen auf, die dem Einzelnen sein Verhalten positiv oder privativ vorschreiben. In den meisten modernen Gesellschaften ist eine Tendenz unverkennbar, diese Muster und Strukturen zu rechtlichen, ja gesetzlichen Bestimmungen zu verfestigen; doch bleibt auch hier noch ein weiter Bereich des sozialen Handelns unter-rechtlicher Normierung unterworfen. Indem und insoweit wir Mitglieder einer Gesellschaft bzw. irgendeines ihrer Teile sind, spielen wir gewisse uns vorgegebene Rollen. Wir verhalten uns weder bloß gemäß den Impulsen unserer je individuellen Persönlichkeit noch in prinzipiell gesetzlosen, zufälligen Weisen; vielmehr wird die Gesellschaft uns dadurch wirklich, daß sie uns — wie der Dichter und Regisseur dem Schauspieler — gewisse Positionen in einem Ganzen zuordnet und die diesen Positionen zugehörigen Verhaltensweisen diktiert. Der Arbeiter, der zum Vorarbeiter, der Diplomingenieur, der zum Betriebsleiter wird, weiß, daß er als solcher gewisse Rechte und Pflichten hat, sich in bestimmter Weise kleiden muß, mit seinen Vorgesetzten auf diese und seinen Untergebenen auf jene Weise zu sprechen hat. Dieses Wissen ist mehr als ein spontanes Produkt der privaten Phantasie; als Wissen hat es eine überindividuelle Verbindlichkeit — eben jene Verbindlichkeit, die die Muster und Strukturen kennzeichnet, die wir Gesellschaft nennen.
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© 1959 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
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Dahrendorf, R. (1959). Betriebssoziologie. In: Sozialstruktur des Betriebes. Die Wirtschaftswissenschaften, vol 8. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05448-1_1
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