Zusammenfassung
Zwischen 1910 und 1930 war Heidelberg eine der Hauptfilialen einer seltsamen Vereinigung, für die einer ihrer erbittertsten Gegner, Rudolf Borchardt, den treffenden Namen ‘Das Syndikat der Seelen’ gefunden hat (Borchardt 1957, 461). Der Spiritus rector des Unternehmens, Stefan George, hielt sich zwar meist nur wenige Wochen oder Monate im Jahr in Heidelberg auf, doch hinterließ sein Wirken tiefe Spuren, insbesondere im universitären Milieu. "Vielleicht hätte Stefan George in den Zwanziger Jahren mit noch mehr Recht der ‘Mythos von Heidelberg’ genannt werden dürfen als Max Weber“, schreibt Hermann Glockner (1969, 105). Das Syndikat infiltrierte die intellektuellen Zirkel um Max und Alfred Weber sowie Eberhard Gothein, es wirkte, vor allem über die Person Friedrich Gundolfs, auf die Heidelberger Germanistik ein und zog zahlreiche Personen in seinen Bann: vor dem Krieg Edgar Salin, Norbert von Hellingrath, Wolfgang Heyer und Arthur Salz; nach dem Krieg Percy Gothein, Ernst Kantorowicz und Woldemar von Uxkull. Schon 1910 war seine Ausstrahlungskraft so intensiv, daß Max Weber auf dem Ersten Soziologentag forderte, die Sekte um Stefan George zum Gegenstand einer soziologischen Untersuchung zu machen (Weber 1924, 446). Weber selbst lieferte dazu mit der Kategorie der charismatischen Herrschaft wichtige Ansatzpunkte. Sie bedürfen jedoch einer Grundierung durch psychologische Untersuchungen über die Art der Kräfte, die Meister und Jünger verbanden. Die folgenden Überlegungen sollen dazu ein Baustein sein.
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Breuer, S. (1995). Das Syndikat der Seelen. Stefan George und sein Kreis. In: Treiber, H., Sauerland, K. (eds) Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01112-5_12
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