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Finanzierung der Gesundheitsversorgung

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Gesundheitswissenschaften

Part of the book series: Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit ((SRPTG))

Zusammenfassung

Das Nebeneinander von gesetzlicher (GKV) und privater Krankenvollversicherung (PKV) in Deutschland ist europaweit einzigartig. Die GKV gewährleistet nicht nur Risiko-, sondern auch Einkommenssolidarität. Die Schwächen der GKV-Finanzierung liegen vor allem in Gerechtigkeits- und Nachhaltigkeitsdefiziten. Die PKV kann durch die Orientierung am Äquivalenzprinzip nur ein Mindestmaß an Risikosolidarität gewährleisten. Die Kalkulation von Alterungsrückstellungen führt zudem zu einer Abhängigkeit vom Kapitalmarkt und macht einen Wechsel innerhalb der PKV nahezu unmöglich. Der Wechsel von überdurchschnittlich gesunden und einkommensstarken Versicherten in die PKV schwächt die Finanzierungsbasis der GKV. Unterschiedliche Vergütungssysteme in den beiden Versicherungssystemen führen zu einer bevorzugten Behandlung von privat versicherten Patienten und allokativen Fehlanreizen bei der Niederlassungsentscheidung von Ärzten. Ein höherer Anteil von Steuerfinanzierung könnte die Finanzierungsbasis in der GKV verbreitern. Eine Umstellung auf pauschale Beiträge würde die Einkommensumverteilung in das Steuersystem verlagern. Letztlich könnte im Rahmen einer Bürgerversicherung eine schrittweise Integration der beiden Versicherungssysteme erreicht werden.

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Notes

  1. 1.

    Rund 79.000 Menschen hatten nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Jahr 2015 keinen Krankenversicherungsschutz (Statistisches Bundesamt 2016).

  2. 2.

    Dieser Beitrag beschränkt sich auf die Finanzierung von gesundheitlicher Versorgung durch unterschiedliche Krankenversicherungssysteme. Im internationalen Vergleich ist die Steuerfinanzierung gesundheitlicher Versorgung mindestens ebenso bedeutsam. Diese Finanzierungsoption kann nur im Abschn. 6.1 kurz angesprochen werden.

  3. 3.

    Die Begriffe Beiträge und Prämien werden häufig synonym verwendet – auch in den Rechtsvorschriften für die PKV findet sich teilweise der Begriff Beitrag. Zur besseren Unterscheidbarkeit wird in diesem Text – wie in anderen Standardwerken auch (Simon 2017) – der Begriff Beitrag nur für die GKV verwendet. Der Begriff Prämie bleibt der PKV vorbehalten.

  4. 4.

    Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22.02.2018, S. 21: „Das Gesundheitssystem schwimmt in Geld.“

  5. 5.

    In diesem Abschnitt werden nur die Schwächen innerhalb der GKV-Finanzierung diskutiert. Für die aus dem Nebeneinander von GKV und PKV resultierenden Probleme vgl. Abschn. 5.1.

  6. 6.

    In der privaten Krankenversicherung sind bei knapp 9 Mio. Versicherten etwa 68.000 Personen beschäftigt (Albrecht et al. 2016a). Die Techniker-Krankenkasse als größte gesetzliche Krankenkasse beschäftigt bei etwa 10 Mio. Versicherten weniger als 14.000 Personen.

  7. 7.

    Vgl. Der Tagesspiegel vom 26.01.2018, S. 4: „Fast die Hälfte der Privatversicherten will die Bürgerversicherung.“

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Greß, S. (2019). Finanzierung der Gesundheitsversorgung. In: Haring, R. (eds) Gesundheitswissenschaften. Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit . Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-58314-2_74

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