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Regierungsführung und (politik-)wissenschaftliche Politikberatung – einige Beobachtungen, Befunde und Impulse zur Diskussion

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Wie relevant ist die Politikwissenschaft?

Zusammenfassung

Im Zentrum des Beitrags steht die Politikberatung im Bereich der Regierungsführung. Hierzu wird zunächst ein Überblick über die Beratungsstrukturen der Bundesregierung gegeben und sodann theoriegeleitet nach der Relevanz (politik)wissenschaftlicher Politikberatung gefragt. In praxisorientierter Perspektive fokussiert die Betrachtung auf die Beratungssysteme und Führungsstile der Bundeskanzler. Dabei werden Autonomiekonflikte verdeutlicht, die sich in besonderer Weise im Bereich der informalen personenzentrierten Politikberatung stellen, und Impulse für die weitere Debatte um Potenziale und Grenzen (politik)wissenschaftlicher Politikberatung gegeben.

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Notes

  1. 1.

    Angeknüpft wird damit an einen von der Verfasserin bereits vorgelegten Handbuchartikel zur Politikberatung (vgl. Glaab, 2018).

  2. 2.

    Vertreter von Interessenverbänden werden teilweise auch in die Ministerialbürokratie inkorporiert und übernehmen somit (zumeist temporär) eine interne Beratungsfunktion. Gleichzeitig ist der Begriff des Lobbying abzugrenzen vom Politikberatungsbegriff, da hierdurch nicht primär ein Beratungsauftrag, sondern vielmehr eigenständige Akteursinteressen verfolgt werden (vgl. Siefken, 2010).

  3. 3.

    Darüber hinaus existiert neben dem sog. „Sherpa-Stab“ im Bundeskanzleramt ein „Persönlicher Beauftragter der Bundeskanzlerin für die G7/G20-Gipfel“; als solcher fungiert gegenwärtig der Leiter der Abteilung 4: „Wirtschafts-, Finanz- und Energiepolitik“ (vgl. Organigramm Stand August 2019).

  4. 4.

    Dies bietet immer wieder Anlass zu öffentlicher Kritik, gelegentlich auch zu Skandalberichterstattung (vgl. SZ 2019).

  5. 5.

    Dazu zählt auch die Vergabe von Forschungsvorhaben durch die Ressorts an externe Forschungsnehmer (vgl. Abb. 1).

  6. 6.

    Die Begriffe „Bundesbeauftragte“ und „Beauftragte der Bundesregierung“ sind nicht gesetzlich definiert. Die nach § 21 Abs. 3 der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien (GGO) beim Bundesministerium des Innern (BMI) zu führende Liste erwähnt derzeit 37 Beauftragte der Bundesregierung, Bundesbeauftragte und Koordinatoren (Stand: August 2020; https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/themen/ministerium/beauftragte-der-bundesregierung.html; letzter Zugriff: 30.12.2020). Laut einem Infobrief der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags existieren daneben jedoch zahlreiche weitere Beauftragte im Bund (Robbe, 2010).

  7. 7.

    Eine Ausarbeitung der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags zählte im Jahr 2010 insgesamt 94 wissenschaftliche Beiräte bzw. Beratungsgremien, die zum Großteil bei den Bundesministerien angesiedelt sind (vgl. Wissenschaftliche Dienste, 2010).

  8. 8.

    Politikwissenschaftlich profilierte Einrichtungen wie die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), die das Deutsche Institut für Internationale Politik und Sicherheit unterhält und sowohl die Bundesregierung als auch den Bundestag berät, stellen die Ausnahme dar.

  9. 9.

    Von Teilen der Politikwissenschaft wird die Informationsfunktion von Politikberatung jedoch durchaus kontrovers, mithin kritisch beurteilt (vgl. Busch, 2021).

  10. 10.

    Auf weitere akteurspezifische Differenzen, wie z. B. individuelle Beratungsresistenz, Sprach- und Verständnisprobleme oder generelle Berührungsängste, sei hier lediglich hingewiesen.

  11. 11.

    Ähnlich benennt Thomas de Maiziere, ehemals ChefBK und Bundesminister, die Fachkompetenz des Ministers als wichtige Führungsvoraussetzung, sonst sei dieser der Bürokratie bzw. Beratern gewissermaßen ausgeliefert (vgl. Maizière, 2019, S. 155–168).

  12. 12.

    Eine nicht unwesentliche Rolle spielte hierbei phasenweise auch die Abteilung 5 „Politische Analysen und Grundsatzfragen“ im Bundeskanzleramt, die internationale Beraternetzwerke und „Strategien modernen Regierungshandelns im Dialog zwischen Politik und Wissenschaft“ entwickelte (vgl. ausführlicher Glaab, 2007).

  13. 13.

    Gut ein Drittel, nämlich neun der 26 Mitglieder waren damals Professor*innen, darunter zwei Politikwissenschaftler.

  14. 14.

    Die Unterscheidung von „governing“ und „governance roles“ politischer Führung orientiert sich an Elcocks funktionalem Leadership-Konzept (vgl. Elcock, 2001).

  15. 15.

    Vgl. etwa Schwarz (2018).

  16. 16.

    Differenzierte Einblicke in die personenzentrierten Beratungssysteme deutscher Ministerpräsidenten bietet die von Grunden vorgelegte interviewbasierte Fallstudie „Politikberatung im Innenhof der Macht“ (2009); ähnliches gilt für Schwickerts (2011) Studie zur Strategieberatung in Staatskanzleien der Länder.

  17. 17.

    Gesetz über die Bildung eines Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vom 14. August 1963 (bereinigte Fassung in: Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 700-2, zuletzt geändert durch Artikel 216 der Verordnung vom 19. Juni 2020 (BGBl. I S. 1328)).

  18. 18.

    Vgl. hierzu sowie im Folgenden: https://www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/wissenschaftsbarometer/ (zuletzt geprüft 03.01.2021).

  19. 19.

    Master of Public Policy an der Willy Brandt School of Public Policy der Universität Erfurt seit 2002 sowie der Hertie School of Governance seit 2003 und der NRW School of Governance seit 2006 (weiterführend vgl. Grimm & Roßner, 2019).

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Glaab, M. (2022). Regierungsführung und (politik-)wissenschaftliche Politikberatung – einige Beobachtungen, Befunde und Impulse zur Diskussion. In: Bergem, W., Schöne, H. (eds) Wie relevant ist die Politikwissenschaft?. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35414-5_17

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