Zusammenfassung
Der Brexit sowie die in einigen Mitgliedstaaten erfolgreichen rechtspopulistischen bzw. rechts-radikalen Parteien machten die Wahl zum Europaparlament 2019 zu einer Richtungsentscheidung. Ein Referenzpunkt ist die Beteiligung der Bürger*innen an den Wahlen. Die gestiegene Wahlbeteiligung stärkt das europäische Projekt, gleichzeitig wurde die Polarisierung zwischen national-orientierten EU-Skeptiker*innen und integrativ denkenden EU-Befürworter*innen vertieft. Die Missachtung des Wählervotums bei der Nominierung der neuen Kommissionspräsidentin dürfte negative Folgen haben.
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Notes
- 1.
Das Spitzenkandidatenprinzip sieht vor, dass die Europäischen Parteien Spitzenkandidat*innen zur Wahl des EP aufstellen. Der/die Spitzenkandidat*in der nach den Wahlen stärksten Partei bzw. Koalition soll dem EP vom ER zur Wahl zum Präsidenten der Europäischen Kommission vorgeschlagen werden.
- 2.
Die Daten des EB 91.5 stehen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zur Sekundäranalyse zur Verfügung.
- 3.
Der EB 89.2 verfügt nur über einen Teil der Indikatoren für die Erklärungsfaktoren. Für die Deskription werden veröffentlichte Befunde der Nachwahlbefragung EB 91.5 verwendet. Diese Daten sind durch das EP noch nicht freigegeben.
- 4.
Die Legitimität der EU beruht nach Scharpf vornehmlich auf den von ihr erzielten Policy-Outputs (1999). Zur Abbildung der Performanz im EB 86.2 dienen Aussagen, inwieweit Bürger*innen bei weltpolitischen Themen ein gemeinsames Vorgehen der EU einer nationalstaatlichen Lösung vorziehen.
- 5.
Empirische Abbildung im EB 89.2 ist die Zustimmung zur Antwortvorgabe, dass die eigene Stimme in der EU gehört wird, man eine gestärkte Auswahlmöglichkeit des EU-Personals, bspw. höhere Transparenz der Wahlen, sieht.
- 6.
- 7.
Das SES-Modell beschreibt den Einfluss von individuellen Ressourcen und der Einbindung in soziale Kontexte auf das politische Partizipationsverhalten.
- 8.
Für den EB 89.2 wurden zwischen dem 11. und 22. April 2018 27.601 Bürger*innen in allen 28 Mitgliedsländern befragt, die zum genannten Zeitraum 15 Jahre und älter waren. Der EB 91.5 wurde zwischen dem 7. und 26. Juni 2019 ebenfalls in allen 28 EU-Mitgliedsländern erhoben. Er umfasst 27.464 Befragte im Alter von 15 Jahren und älter (Nachwahlfrage gefiltert: 16 + in Malta und Österreich, 17 + in Griechenland und 18 + in der übrigen EU).
- 9.
Niedriger ist die Wahlbeteiligung nur in Slowenien (29 %), Kroatien (30 %), der Slowakei (23 %) und Tschechien (29 %).
- 10.
Der Anteil der EU-skeptischen Wähler*innen stieg in Großbritannien, Belgien und Rumänien um mehr als 10 Prozentpunkte.
- 11.
Es wurde das Wahlergebnis berücksichtigt und eine Kandidatin einer nationalen Partei aus den Reihen der stärksten Fraktion im EP gewählt.
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Stark, T., Pickel, S., Pickel, G. (2020). Determinanten der Wahlentscheidung zwischen expandierendem nationalistischem Rechtspopulismus und Erwartungen an die integrative Kraft der EU. In: Kaeding, M., Müller, M., Schmälter, J. (eds) Die Europawahl 2019. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29277-5_29
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